Kleine Fraktionszimmer, nicht genug «Göttis»
Diese Probleme haben die Wahlsieger

Nach der rauschenden Wahlparty bei Grünen und GLP folgt der Kater: Der Wahlsieg bringt auch Probleme mit sich, welche die Parteien gar nicht auf dem Radar hatten.
Publiziert: 22.10.2019 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2019 um 10:33 Uhr
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Kaum ist das Wahlfest vorbei, tauchen organisatorische Probleme auf.
Foto: KARL-HEINZ HUG
Lea Hartmann, Tobias Bruggmann und Nico Menzato

Die Wahlparty der Grünen war zu Ende, noch bevor das definitive Wahlergebnis klar war. Zumindest für jene, die mit einem Bier auf den Sieg anstossen wollten. Dieses war nämlich schon vor Mitternacht aus. Auch Blumensträusse standen nicht für alle Gewählten parat. Die Partei war von ihrem historischen Sieg überrumpelt worden.

Für Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli (47) bedeutet der Triumph an der Urne vor allem eins: eine Unmenge Arbeit. Ihm stellen sich unerwartete Fragen. Zum Beispiel: Wo treffen sich die Grünen künftig zu Sitzungen? Das bisherige Fraktionszimmer der Grünen im Bundeshaus ist nun nämlich viel zu klein für die Fraktion, die am Sonntag von elf auf 28 Mitglieder angewachsen ist. 

Ein Platzproblem haben auch die Grünliberalen. Ihre Fraktion hat neun neue Mitglieder und ist damit auf einen Schlag doppelt so gross. Die Parlamentsdienste sind am Hirnen. «Wir haben das Problem der zu kleinen Fraktionszimmer der Grünen und der GLP erkannt», teilen sie auf Nachfrage von BLICK mit. «Eine Lösung haben wir noch nicht.» Denn freie Zimmer in der benötigten Grösse gibt es im Bundeshaus nicht einfach auf Vorrat.

1:1-Betreuung? Geht nicht!

Die Grünen hatten zudem geplant, jedem neu gewählten Fraktionsmitglied einen erfahrenen Götti an die Seite zu stellen. Da es nun aber mehr Neue als Bisherige gibt, ist eine 1:1-Betreuung unmöglich. Die grosse Aufgabe für die Fraktionsspitze wird sein, die Neuen auf Parteilinie zu trimmen. Gerade bei der GLP – die als Mittepartei ein relativ breites Spektrum aufweist – ist das eine Herausforderung.

«Klar wird es am Anfang mehr Diskussionen geben als üblich», sagt GLP-Generalsekretär Michael Köpfli (36). Fraktionschefin Tiana Angelina Moser (40) rechnet damit, dass es Zeit braucht, bis sich die Fraktion gefunden hat. «Es gehört eine Lernphase dazu.»

Der Sieg lohnt sich auch finanziell

Der Wahltriumph hat ausserdem personelle Konsequenzen. «Bei der Wahlniederlage vor vier Jahren mussten wir unser Sekretariat verkleinern. Jetzt können wir wieder Mitarbeiter einstellen», sagt Köpfli.

Geld dafür hat die Partei nun – denn der Sieg an der Urne zahlt sich aus. Zum fixen Beitrag von knapp 145'000 Franken, den alle Fraktionen von Gesetzes wegen erhalten, kommen pro gewähltem Parlamentarier 26'800 Franken hinzu. Bei den Grünen macht das neu vermutlich über eine Million Franken aus – mehr als doppelt so viel wie bisher. Ganz genau beziffern lässt sich der Betrag noch nicht, weil noch viele Ständeratssitze zu besetzen sind. Die GLP bekommt eine Viertelmillion. Hinzu kommen für die Parteien die Mandatsabgaben, welche die Parlamentarier abliefern müssen. 

Mitgliederzuwachs erwartet

Der Sieg an der Urne könnte sich nicht nur auf die Grösse des Budgets, sondern auch auf die Mitglieder auswirken. Erfolg macht sexy – das gilt, so hoffen die Wahlsieger, auch für Parteien. Erste Indizien dafür gibt es bereits. «In den letzten Tagen gab es mehr Neuanmeldungen», sagt GLP-Sekretär Köpfli. Die Mitgliederzahlen nähmen bereits seit Anfang Jahr zu. «Der Wahlerfolg macht unsere Themen aber noch präsenter.» In den letzten Monaten haben die Grünen laut Glättli fünfmal mehr Mitglieder dazugewonnen als im langjährigen Schnitt. «Wir visieren ein weiteres Mitgliederwachstum an.»

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