Keine Einschränkungen mehr
Warten wir jetzt wochenlang auf einen Arzttermin?

Ab kommenden Montag dürfen im Gesundheitswesen wieder alle Untersuchungen und Eingriffe durchgeführt werden. Es könnte längere Wartezeiten geben, sagt Philippe Luchsinger, Präsident des Hausarztverbandes.
Publiziert: 25.04.2020 um 11:09 Uhr
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Ab Montag dürfen Spitäler wieder Operationen durchführen, die nicht dringend sind.
Foto: Keystone

Über einen Monat lang war es verboten, nicht-dringende medizinische Eingriffe und Untersuchungen durchzuführen. Dieses Verbot ist ab kommenden Montag aufgehoben.

Philippe Luchsinger (62), Präsident des Schweizer Hausarztverbandes, rechnet aber nicht mit einem grossen Ansturm auf die Praxen. «Wir waren ja mit den Patienten trotzdem in Kontakt», sagt er. Dringende Fälle seien nach wie vor behandelt worden. Seit dem 16. März sind laut Luchsinger vor allem Kontrolltermine verschoben worden, etwa bei Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes.

Von Fall zu Fall sei aber eine längere Wartezeit für einen Termin durchaus möglich. Denn auch ab Montag können die Hausarztpraxen nicht mit voller Kapazität arbeiten, denn wegen der Abstandsregeln sei der Platz knapper. «Priorität hat, das Personal und die Patienten zu schützen.»

Aufrüsten braucht Zeit

Auch in den Spitälern sind wegen Corona viele Eingriffe verschoben worden. 1500 Operationen sind es beispielsweise am Zürcher Stadtspital Triemli. Und der Übergang in den Normalbetrieb geht nicht von heute auf morgen. Einerseits können die Spitäler jetzt wieder alle Behandlungen durchführen, andererseits müssen sie immer noch die Versorgung der Corona-Patienten sicher stellen.

«Die Kapazitäten und Personalressourcen lassen sich nicht beliebig ausbauen», heisst es etwa am Zürcher Unispital. Es sei daher «unwahrscheinlich, dass sämtliche nicht durchgeführten Eingriffe nachgeholt werden können». Das Unispital wird nun sukzessive den Betrieb wieder hochfahren – und weiterhin die dringenden Behandlungen priorisieren.

«Die Rückkehr zur Normalität wird noch Wochen dauern», sagt auch Adrian Grob, Sprecher des Berner Inselspitals. Man gehe zwar nicht davon aus, dass Punkt Montag die Patienten die Türen einrennen. Aber: «Es wird nicht alles besser am 27. April.» In der Notaufnahme rechne das Inselspital daher mit mehr Patienten und Patientinnen. Denn so manche sind bislang aus Angst vor einer möglichen Ansteckung weggeblieben.

Kantone können selbst entscheiden

Voraussetzung dafür, dass Spitäler und Praxen wieder loslegen können, ist ohnehin, dass der entsprechende Kanton das auch erlaubt. Der Bundesrat hat den Kantonen die Möglichkeit gegeben, im Gesundheitswesen eigene, strengere Auflagen beizubehalten: Nämlich dann, wenn genügend Kapazitäten und Medikamente für Corona-Erkrankte nicht sichergestellt werden können.

Was «genügend Kapazitäten» genau heisst, ist allerdings nicht so klar. Man habe sich dagegen ausgesprochen, einen bestimmten Prozentsatz an freien Intensivbetten zu definieren, heisst es bei der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren. Denn da die Pandemie die Kantone unterschiedlich stark trifft, mache ein generelles Kriterium keinen Sinn.

Sowohl die Kantone Genf und Bern wollen entsprechen Wahleingriffe – zumindest vorläufig – wieder erlauben. Genf gibt zumindest den Spitälern ebenfalls vor, «genügend Kapazitäten» freizuhalten. Und: Operationen, nach denen ein Aufenthalt auf der Intensivstation nötig sein könnte, sollen weiterhin verschoben werden. Zumindest solange, bis die Belegung dort wieder auf ein «normales Niveau» zurückgekehrt ist.

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