Kaum Leben gerettet?
Schweizer Forscher zerpflücken Lockdown-Studie

Eine Studie zur angeblichen Wirkungslosigkeit von Lockdowns schlug bereits Wellen. Nun zerpflücken Schweizer Experten die Studie: Sie sei ideologisch, voreingenommen und faktisch unbrauchbar.
Publiziert: 11.02.2022 um 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2022 um 21:08 Uhr
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Plötzlich Lockdown – und im Zürcher HB herrschte gähnende Leere.
Foto: Keystone

Haben die Lockdowns wegen des Coronavirus tatsächlich kaum Menschenleben gerettet? Eine Studie von drei liberalen Wirtschaftswissenschaftlern, die genau das behauptet hatte, sorgte diese Woche bereits für Furore. Vor allem, weil sie nicht irgendwo veröffentlicht worden ist – sondern auf der Seite der renommierten John-Hopkins-Universität.

Schon bei Veröffentlichung hat die Studie aber für Stirnrunzeln gesorgt, weil es Fragezeichen bei der Methode gab. Gegenüber dem Online-Portal «heidi.news» bestätigen nun eine ganze Reihe Experten: Nutzlos seien nicht die Lockdowns – sondern die Studie.

Miese Quellen, miese Methoden

Wichtigster Kritikpunkt: schlechte Quellenauswahl. Denn die Studie war eine Meta-Analyse, bei der verschiedene Untersuchungen miteinander verglichen wurden. «Eine grosse Anzahl methodisch überzeugender Studien aus relevanten Bereichen wurde gar nicht berücksichtigt», sagt etwa Marius Huber (41), der an der Uni Freiburg den Lehrstuhl für Politikevaluation leitet.

Auch Ökonom Jan Egbert Sturm (52), der auch Mitglied der Covid-Taskforce des Bundes ist, lässt wenig Gutes an der Untersuchung: Die Forscher hätten wohl «eher ihre persönlichen Philosophien als die Daten sprechen lassen.»

Vergleich mit Schweden funktioniert nicht

Kritik kommt auch von der Uni Genf via Antoine Flahault (61), Direktor des Instituts für globale Gesundheit, der ebenfalls in der Covid-Taskforce sitzt. Einer der Hauptautoren sei ein bekannter Lockdown-Gegner, moniert er. «Diese Voreingenommenheit hat die Studie stark verzerrt», kritisiert er. Auch die nötigen unabhängigem Peer-Review-Verfahren zur Prüfung der Legitimität der Studie, seien nicht durchgeführt worden.

Auch die Wirksamkeit von Lockdowns an einem Vergleichsland – in diesem Fall Schweden – zu messen, erachtet Flahault als problematisch. «In diesen Ländern haben die Menschen ihre sozialen Interaktionen entsprechend den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden reduziert», sagt er. Man müsse deshalb innerhalb eines Landes vergleichen.

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