Karin Keller-Sutter FDP/SG
Die Buhfrau der Fussballfans

Choreo-Verbot und Schnellrichter in Stadien: Als hart durchgreifende Justizministerin hat sich die potenzielle Bundesrats-Kandidatin Karin Keller-Sutter viele Feinde unter Fussball-Fans im ganzen Land gemacht.
Publiziert: 11.08.2010 um 14:20 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:24 Uhr
Von Simon Hehli

Minuten nach dem Cupfinal 2011: Sportministerin Karin Keller-Sutter überreicht der Siegermannschaft den Pokal. Ein Szenario, das möglich würde, falls die FDP-Frau am 22. September als Merz-Nachfolgerin gewählt wird und Ueli Maurer ihr das VBS überlasst. Keller-Sutter auf der grossen Fussball-Bühne: Es wäre ein Albtraum für die Fans.

Denn so gerne die Hardcore-Anhänger der Schweizer Klubs sich gegenseitig bekämpfen – in ihrer heftigen Abneigung gegen die heutige St. Galler Regierungsrätin sind sie sich einig. Keller-Sutter greift hart durch gegen alle, die sich an den Spielen des FC St. Gallen nicht zu benehmen wissen.

Ab in den Knast

Seit November 2009 knöpfen sich Schnellrichter randalierende Fans vor. Ein 20-jähriger Aarau-Anhänger etwa musste 800 Franken Busse bezahlen, weil er vor dem Spiel eine Fackel abbrannte. Mehrere Fussball-Chaoten landeten auch schon für eine Nacht hinter Gittern, weil sie Landfriedensbruch begingen oder gegen das Vermummungsverbot verstiessen.

«Das harte Schnellverfahren ist offenbar die einzige Sprache, die die Randalierer verstehen», sagte Keller-Sutter im März zum «SonntagsBlick». Die Sicherheits-Lage bei der AFG-Arena habe sich deutlich verbessert, argumentiert sie. Zu diesem Zweck liess sie zwischendurch sogar die Fan-Choreographien im Stadion verbieten.

Pluspunkte bei Familienvätern und SVP

Im Juni musste Keller-Sutter zwar einen Rückschlag einstecken: Ein St. Galler Richter sprach sechs Fans frei, die Fackeln ins Stadion geschmuggelt, aber nicht abgebrannt hatten. Aber auch so sammelt die Justizdirektorin Pluspunkte bei Familienvätern, die keine Ausschreitungen erleben möchten, wenn sie am Sonntag ans Spiel gehen. Und als Hardlinerin gilt sie bei der SVP als Wunschkandidatin für den Bundesrat.

Ganz anders sieht es in den Online-Foren der Fussball-Fans aus – auch ausserhalb St. Gallens. «Bitte jetzt nicht Keller-Sutter!», hiess es kurz nach dem Merz-Rücktritt im FCB-Forum. Ein FCZ-Anhänger meint: «Beten wir mal zu Gott, dass dem nicht so wird.» Daneben gibt es bei den Zürchern zahlreiche nicht druckreife Beschimpfungen gegen «KKS».

«Noch nie so massiv erlebt»

Auch auf Facebook gibt es Gruppen, die gegen Keller-Sutter Stimmung machen. Beschimpfungen und Bedrohungen kämen immer wieder vor: «Aber so massiv habe ich es noch nie erlebt», sagte sie im April in einem Interview mit dem «St. Galler Tagblatt». Und da war sie noch nicht mal Bundesrats-Kandidatin.

Einzig unter St. Galler Fans gibt es ein paar, die Karin Keller-Sutter ganz fest den Daumen für eine Wahl in den Bundesrat drücken. Nicht aus Sympathie natürlich – sondern weil sie ihre grosse Gegnerin dann ein für alle mal los wären.

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