Kaputtrenoviert?
Schweizer Ruag an belgischem Panzer-Fiasko beteiligt

Die belgische Armee hat ihre Panzer für den Auslandeinsatz flottgemacht. Das Problem: Nach der Renovation und Aufrüstung passen die Soldaten nicht mehr hinein. Mitverantwortlich ist die Schweizer Ruag.
Publiziert: 13.01.2020 um 12:06 Uhr
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Die Ruag ist für einen Teil der Renovations- und Aufrüstungsarbeiten der Panzer verantwortlich.
Foto: Andrea Brunner

In Belgien sorgt ein Panzer-Debakel für Schlagzeilen – mitschuldig ist auch ein Schweizer Unternehmen: Nach der von der belgischen Armee in Auftrag gegebenen Renovation und Aufrüstung von 44 Radpanzern passen nur noch kleine Soldaten in die Fahrzeuge.

Für Armeeangehörige über 1,70 Meter sind die Radpanzer nun zu eng, wie Recherchen der öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radiostation VRT ergeben haben. Zudem können die Fahrzeuge nicht mehr richtig bremsen und navigieren. Belgische Politiker sprechen von einem «Fiasko». Die Armee habe Millionen verlocht.

Rund 30 Millionen Euro hat die belgische Armee in die Panzer-Renovation investiert. Das Ziel war, die bereits ziemlich in die Jahre gekommenen Kampffahrzeuge des Typs Pandur für den Einsatz für die Uno-Mission im westafrikanischen Mali flottzumachen. Dazu sollten sie nebst einer grundsätzlichen Rundumerneuerung unter anderem eine verstärkte Panzerung und eine neue Klimaanlage bekommen.

Millionen-Auftrag ging an die Ruag

Für einen wesentlichen Teil der Aufrüstung war laut «CH Media» die Ruag Defence verantwortlich. Die Waffenschmiede des Bundes habe den Auftrag für die Verstärkung der Minenpanzerung und des Insassenschutzes bekommen, bestätigt Firmensprecherin Kirsten Hammerich. Das Auftragsvolumen belaufe sich auf einen einstelligen Millionenbetrag.

Es handelt sich just um die Änderungen, die nun Probleme bereiten. Mit der neuen Panzerung sind die Kampfgefährte zu schwer geworden – und im Innenraum ist kaum noch Platz.

Probleme mit Zulieferer

Die Ruag gibt zu, dass es zu Verzögerungen und qualitativen Beanstandungen gekommen sei. Dass man die Panzer kaputtrenoviert habe, stimme aber nicht. «Der Vorwurf entbehrt jeder Grundlage», sagt Sprecherin Hammerich. «Die Modifikation erfüllt die Kundenanforderungen vollständig, und die Prototypen wurden vom Kunden ohne Beanstandungen abgenommen.» Die Belgier seien zudem immer informiert gewesen.

Offenbar gab es aber Probleme mit einem belgischen Zulieferer, der die Arbeiten umgesetzt hatte. Man sei seit längerer Zeit daran, die «Probleme» mit ihm zu lösen, sagt Hammerich. Laut einer belgischen Zeitung hat die Firma bei der Montage geschlampt.

Das belgische Verteidigungsministerium versucht die Probleme kleinzureden. Die Arbeiten an den Panzern seien noch nicht abgeschlossen, betont es. So soll beispielsweise noch ein stärkerer Motor eingebaut werden, was die Brems- und Navigationsprobleme entschärfen dürfte, schreibt «CH Media».

Was die beengten Platzverhältnisse betrifft, dürfte sich aber nicht mehr viel ändern. Verteidigungsminister Philippe Goffin meinte dazu, dass das Gefährt halt nicht für jedermann gemacht sei. Es gebe in der Armee schliesslich auch andere Fahrzeuge, die eine «spezifische Statur der Soldaten erfordern» würden.

Mowag nicht beteiligt

Belgische Medien berichteten weiter, dass auch die Schweizer Firma Mowag an der Renovation der belgischen Panzer beteiligt war. Das sei falsch, sagt Sprecher Pascal Kopp zu BLICK. «Wir haben nichts mit der ‹Renovation› von Pandur-Fahrzeugen zu tun.» (lha)

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