Von Berufes wegen kämpfte er gegen das Verbrechen. In seiner Freizeit drehte er selbst krumme Dinger: Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen den ehemaligen Logistikchef der Schwyzer Kantonspolizei (57) eingereicht. Die Ermittler des Bundes werfen ihm vor, im Darknet mit Gewehren und Munition gehandelt und selbst 80 Waffen und Zehntausende Patronen daheim in Einsiedeln SZ gehortet zu haben.
Die Munition hatte der Mann von seinem Arbeitgeber gestohlen. Er hatte Munitionsbestellungen gefälscht, von der Polizei bezahlte Ware abgezweigt und sich so um 180'000 Franken bereichert. Für die Waffen hatte er nicht die erforderlichen Bewilligungen.
Verkaufte er im Darknet auch Polizeiwaffen?
Über zweieinhalb Jahre hat die Bundesanwaltschaft gegen den ehemaligen Logistikchef der Schwyzer Kantonspolizei ermittelt. Zweieinhalb Monate sass dieser in Untersuchungshaft, seither ist er auf freiem Fuss. Die Polizei hatte ihn nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort entlassen.
Nun kommt der Fall vor das Bundesstrafgericht in Bellinzona. Die Anklagepunkte lauten unter anderem mehrfache Widerhandlung gegen das Waffengesetz, Urkundenfälschung und Verletzung des Amtsgeheimnisses.
Ob er auch mit Waffen und Munition der Schwyzer Polizei handelte, ist unklar. Dies sei nicht Teil der Ermittlungen gewesen, teilt die Bundesanwaltschaft mit. Bei den Waffendeals arbeitete der Schweizer mit einem jungen Deutschen zusammen. Dieser wurde bereits in Deutschland verurteilt.
Ein Deutscher verurteilt
Laut dem «Tages-Anzeiger» hatte der Schweizer und sein deutscher Kollege unter anderem demjenigen Mann Waffen geliefert, der auch den Attentäter von München mit Waffen ausstattete. Dieser hatte 2016 neun Menschen getötet – allerdings nicht mit einer Waffe vom Schwyzer Polizei-Mitarbeiter.
Wann der Prozess in Bellinzona stattfindet, ist noch nicht bekannt. Das von den Anklägern geforderte Strafmass wird erst dann bekanntgegeben. (lha)