Ist ein Bauzonen-Stopp nötig?
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Zersiedelungsinitiative:Ist ein Bauzonen-Stopp nötig?

Junge-Grüne-Präsident Luzian Franzini verteidigt seine Zersiedelungs-Initiative
«Jeden Tag werden acht Fussballfelder verbaut»

Am 10. Februar stimmt die Schweiz über die Zersiedelungs-Initiative ab. Initiant Luzian Franzini sagt im Interview, was er in der Raumplanung verbessern will.
Publiziert: 07.01.2019 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2019 um 14:12 Uhr
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Er sagt dem Beton den Kampf an: Luzian Franzini (22), Co-Präsident der Jungen Grünen, steht hinter der Zersiedelungs-Initiative.
Foto: Keystone
Interview: Martina Tomaschett

Unverbaute Landschaften und Grünflächen statt Betonwüsten: Das will die Zersiedelungs-Initiative der Jungen Grünen, über die die Schweiz in gut einem Monat abstimmt. Um das Ziel einer massvollen Nutzung des Bodens zu erreichen, soll die Gesamtfläche der Bauzonen eingefroren werden. Eingezont werden dürfte nur noch, wenn dafür anderswo eine gleichwertige Fläche ausgezont wird. 

Das Anliegen kommt gut an: Satte 63 Prozent der Stimmberechtigten befürworteten in einer ersten Umfrage von Mitte Dezember die Initiative. Doch bis zum Abstimmungssonntag kann sich noch vieles ändern, dessen ist sich Luzian Franzini (22), Initiant und Co-Präsident der Jungen Grünen, nur allzu bewusst. Im Interview erklärt er, wie die Zersiedelungs-Initiative umgesetzt werden soll und weshalb die Mietpreise bei einem Ja nicht steigen.

Herr Franzini, Sie wollen mit Ihrer Zersiedelungs-Initiative verhindern, dass immer mehr Land verbaut wird. Doch wo sollen die Leute in Zukunft denn wohnen? Die Wohnbevölkerung nimmt schliesslich zu.
Luzian Franzini:
Das stimmt. Aber die Initiative ändert nichts an den Baulandreserven und den bereits gebauten Wohnungen. In der Schweiz gibt es momentan 70'000 leer stehende Wohnungen und gleichzeitig unbebautes Bauland, das so gross ist wie eineinhalb Mal der Kanton Schaffhausen! Wir wollen verhindern, dass diese Fläche noch grösser wird und das Land verschwenderisch und zerstreut zugebaut wird. Die Baulandreserven sind häufig am falschen Ort, deshalb muss man sie an den richtigen Ort bringen.

Wie soll das gehen? Wollen Sie Baulandbesitzer enteignen?
Das ist nichts Neues. Bereits mit dem heutigen Raumplanungsgesetz muss Bauland, das zu gross eingezont wurde, rückgezont werden. Diese Fehler in der Raumplanung müssen korrigiert werden. Es ist im Interesse aller, dass wir künftig noch Naherholungsgebiete haben und lokal Nahrungsmittel produzieren können.

Sie argumentieren, die Initiative sichere die Zukunft der Landwirtschaft, weil sie das Kulturland schütze. Doch der Bauernverband ist gegen Ihre Initiative!
Das sind auch immer politische Manöver, wo taktische Überlegungen eine Rolle spielen. Was der Bauernverband nicht leugnen kann, ist, dass eine produzierende Landwirtschaft genügend Land braucht. Momentan werden jeden Tag acht Fussballfelder verbaut! In direkten Gesprächen spüren wir einen grossen Support. So sind Bio Suisse und die Kleinbauernvereinigung für unsere Initiative.

Das revidierte Raumplanungsgesetz, dem das Volk vor sechs Jahren zugestimmt hat, wirkt der Zersiedelung bereits entgegen. Weshalb reicht Ihnen das nicht?
Das Raumplanungsgesetz hat ein paar grundlegende Konstruktionsfehler. So basiert die Berechnung, wie stark die Bauzonen vergrössert werden, auf dem verschwenderischen Bodenverbrauch der Vergangenheit. Der Anreiz für eine effizientere Nutzung fehlt: Obwohl das Raumplanungsgesetz in der Umsetzung ist, geht die Zersiedelung weiter. Die Initiative ist eine ideale Ergänzung zum bestehenden Gesetz.

Ihre Gegner sagen, mit der Zersiedelungs-Initiative würden die Mietpreise steigen. Schneiden Sie sich damit als Linkspartei nicht ins eigene Fleisch?
Überhaupt nicht. Die Mietpreise orientieren sich daran, wie viel Wohnraum angeboten wird, nicht wie viel Boden zubetoniert wird. Momentan werden in gewissen Regionen Wohnungen gebaut, die keiner will. Diese Wohnungen stehen am falschen Ort. Gleichzeitig steigen die Mieten in den Städten massiv. Mit der Initiative wollen wir mittels hochwertiger Verdichtung dort mehr Wohnraum schaffen, wo heute bereits Häuser stehen. Also beispielsweise in den Städten.

Junger Naturschützer

Am 10. Februar stimmt die Schweiz über die Zersiedelungs-Initiative ab. Diese fordert, dass nur so viel Land eingezont werden dürfe, wie andernorts wieder ausgezont werde. Das Volksbegehren wurde von den Jungen Grünen gestartet. Kopf der Initiative ist Luzian Franzini (22), Co-Präsident der Jungen Grünen. Der Zuger schliesst dieses Jahr sein Studium der internationalen Beziehungen an der Uni Genf ab und arbeitet beim Kanton Zug.

Am 10. Februar stimmt die Schweiz über die Zersiedelungs-Initiative ab. Diese fordert, dass nur so viel Land eingezont werden dürfe, wie andernorts wieder ausgezont werde. Das Volksbegehren wurde von den Jungen Grünen gestartet. Kopf der Initiative ist Luzian Franzini (22), Co-Präsident der Jungen Grünen. Der Zuger schliesst dieses Jahr sein Studium der internationalen Beziehungen an der Uni Genf ab und arbeitet beim Kanton Zug.

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