Junge Grüne mit neuer Spitze und Parteiprogramm
Sie sind linker als die Juso

Alles neu bei den Jungen Grünen: Am Wochenende hat die Jungpartei ein neues Präsidium gewählt und erstmals ein Parteiprogramm verabschiedet. Dieses zeigt, wie links der grüne Nachwuchs tickt.
Publiziert: 20.01.2020 um 14:14 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2020 um 14:38 Uhr
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Julia Küng (19) ist neue Co-Präsidentin der Jungen Grünen.
Foto: Junge Grüne
Lea Hartmann

Es war am ersten schweizweiten Klimastreik, als Julia Küng (19) zum ersten Mal auf die Bühne stand und eine Rede hielt. Genau ein Jahr später ist sie an die Spitze der nach eigenen Angaben wählerstärksten Jungpartei der Schweiz aufgestiegen. Am Samstag haben die Jungen Grünen die Zugerin gemeinsam mit dem Waadtländer Oleg Gafner (18) ins Co-Präsidium gewählt.

Neu sind aber nicht nur die Köpfe bei den Jungen Grünen. Nach monatelangen Debatten hat die Jungpartei auch erstmals ein Parteiprogramm verabschiedet. Das 44-seitige Dokument zeigt deutlich auf, wie der Grünen-Nachwuchs tickt: so links, dass sogar die Jungsozialisten (Juso) neidisch werden dürften.

Tieferes Rentenalter und Stimmrecht mit 14

Die Jungen Grünen fordern beispielsweise die Überwindung des Kapitalismus – was sogar innerhalb SP der umstritten war, wofür aber insbesondere die Jungsozialisten gekämpft hatten. Gleich sind auch die Forderungen nach einer drastischen Reduktion der Arbeitszeit und dem Stopp von Ausschaffungen. Aber die Grünen gehen noch weiter. Geht es nach ihnen, soll beispielsweise das Rentenalter nicht erhöht, sondern gesenkt werden. Und alle Ausländer, die in der Schweiz leben, sollen das Bürgerrecht erhalten.

Zudem machen sich die Jungen Grünen dafür stark, dass schon 14-Jährige wählen und abstimmen dürfen. Die Juso sind demgegenüber für Stimm- und Wahlrecht 16 und lediglich für eine Flexibilisierung des Rentenalters. Auch im Vergleich zur Mutterpartei gehen die Jungen Grünen in vielen Bereichen mindestens einen Schritt weiter.

Juso als Vorbild

Links, linker, Junge Grüne? Sie selbst würde unterschreiben, linker als die Juso zu sein, sagt die neue Co-Präsidentin Küng. «Ich freue mich sehr, dass die Positionen so links ausgefallen sind.»

Die Jungsozialisten seien in gewissen Bereichen ein Vorbild, zum Beispiel was die Medienpräsenz oder das nicht immer harmonische Verhältnis zur Mutterpartei betreffe, sagt Küng. Sie findet: «Als Jungpartei habe man die Aufgabe, kompromisslos und laut zu sein.» Gerade jetzt. Der Wahlsieg der Grünen vergangenen Herbst bedeute, dass die Grünen mehr Verantwortung im Parlament haben und sich kompromissbereit zeigen müssen. «Sollte das zu weit gehen, scheuen wir uns nicht, uns zu wehren. Wir sind und bleiben gewissermassen das linke Gewissen der Grünen», sagt Küng.

Die Zugerin vermutet, dass die Klimastreiks dazu geführt hätten, dass viele junge Grüne linker geworden sind – beziehungsweise urlinken Anliegen wieder mehr Gewicht geben. «Die Klimakrise, über die wir im letzten Jahr so viel diskutiert haben, verdeutlicht, dass wir ein neues Wirtschaftssystem brauchen», sagt Küng.

Der Klimastreik hatte für die Jungen Grünen aber auch in anderer Hinsicht Folgen. Ihre Mitgliederzahl ist im letzten Jahr fast explodiert: um rund 1500 auf über 3700 Mitglieder.

«Ich möchte möglichst viel bewirken»

Auch die angehende Geschichts- und Philosophiestudentin Küng, die gerade ein Praktikum bei einem Lokalradio macht, ist erst seit anderthalb Jahren Mitglied der Jungpartei. Deutlich praller gefüllt ist der politische Rucksack ihres Präsidiumskollegen Oleg Gafner. Der Gymischüler ist der Ökopartei schon mit 14 Jahren beigetreten. Er präsidiert seit mehreren Jahren die Jungen Grünen Waadt.

Gemeinsam wollen sie nun durchstarten. Küng sagt, sie habe gemerkt, dass Politik der Weg sei, wie man etwas verändern könne. Und für sie ist klar: «Ich möchte möglichst viel bewirken.»

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