In fast allen politischen Dossiers sind sie unterschiedlicher Meinung, manchmal bekämpfen sie sich sogar mit allen Mitteln: die beiden Zürcher Aushängeschilder von SVP und SP, Natalie Rickli (39) und Daniel Jositsch (50).
Morgen Montag kommt es zur ersten Zusammenarbeit. Parallel reichen die Nationalrätin und der Ständerat in ihren Kammern eine gemeinsame parlamentarische Initiative und ein Postulat ein.
Ziel der Kooperation: Pädophile härter bestrafen und gleichzeitig eine staatliche Anlaufstelle schaffen, wo sich potenzielle Triebtäter melden können. «Wir müssen alles daransetzen, dass Kinder besser geschützt werden. Dafür wollen wir die Repression und Prävention verstärken», erklärt Rickli.
Heute werden sexuelle Handlungen mit Kindern unter 16 Jahren relativ mild bestraft – sogar eine Geldstrafe ist möglich.
Dabei wird nicht berücksichtigt, wie alt das Opfer ist. Das wollen Rickli und Jositsch ändern.
Täter, die Kinder unter zwölf Jahren belästigen, würden härter angefasst als jene, die sich an 13- bis 16-Jährigen vergehen. Aktuell bekommt ein Pädophiler, der ein Kind unter 16 Jahren vergewaltigt, eine Freiheitsstrafe von ein bis zehn Jahren. Neu betrüge sie nicht unter zwei Jahren, wenn das Opfer das 16. Altersjahr noch nicht vollendet hat, und nicht unter drei Jahren, wenn es jünger als zwölf ist.
Neben diesen Strafrechtsverschärfungen möchte das Duo auch den Schutz verbessern. Vorbild ist das Projekt «Kein Täter werden», das in Deutschland läuft. Dort können sich Pädophile melden. «Bisher fehlt ein nationales Präventionsprojekt, welches sich an pädophile, nicht straffällige Männer richtet», sagt Jositsch.
Klar ist: Wenn die beiden Vorstösse eine Chance haben sollen, müssen die Parteien von Rickli und Jositsch über ihren Schatten springen. Die Genossen müssten Ja sagen zu härteren Strafen, die Mitglieder der Rechtspartei Ja zu mehr Prävention.
Einen ersten Testlauf für ihr frisches Bündnis absolvieren die beiden Politiker bereits nächste Woche im Parlament. Dann entscheidet der Nationalrat, ob künftig bei schweren Delikten die Daten nicht mehr aus dem Strafregister gelöscht werden.
In der Rechtskommission der grossen Kammer folgte eine Mehrheit diesem Kompromissvorschlag von Rickli und Jositsch. Vielleicht fährt das neue Power-Duo einen ersten Achtungserfolg ein. Fortsetzung folgt.