Diese und nächste Woche feilschen in Bonn an der 23. Uno-Klimakonferenz (COP 23) die Länder dieser Welt darum, mit welchen Regeln sie das Pariser Klimaabkommen vom Dezember 2015 realisieren wollen.
Das Pariser Klimaabkommen – auch die Schweiz hat es ratifiziert – verfolgt das Ziel, die menschengemachte globale Erwärmung zu senken, und zwar auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber den vorindustriellen Werten. Darüber hinaus soll es garantieren, dass die Mitgliedstaaten die öffentlichen und privaten Finanzmittel weg von fossilen Energien (Erdöl, Kohle) in Richtung einer emissionsarmen Entwicklung (erneuerbare Energien, hohe Energieeffizienz) lenken.
Dieses Ziel haben sich bis auf Syrien und die USA alle Staaten gesetzt.
Aus Schweizer Sicht ist der Start der Konferenz gelungen
Doch wie setzen fast 200 Staaten gemeinsam ein Abkommen um? Ein verbindliches Regelbuch muss her. Dies soll nun an der 23. Klimakonferenz in Bonn mit 25'000 Teilnehmern ausgearbeitet werden. An der COP 24 im polnischen Katowice 2018 wird das sogenannte «Paris Rule Book» dann verabschiedet.
In Bonn dabei ist eine Schweizer Delegation mit 15 Personen, darunter auch Vertreter der Wirtschaft und von Umweltorganisationen. Die Konferenz ist gut gestartet: «Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo einzelne Länder nur schon die Traktandenliste eine Woche lang torpediert hatten, konnten wir uns an der COP 23 bereits zu Beginn auf die Agenda einigen», berichtet Franz Perrez, Leiter der Schweizer Delegation und Chef der Abteilung Internationales beim Bundesamt für Umwelt, gegenüber BLICK.
«Gleiche Regeln für alle sind für die Schweiz äusserst wichtig»
«Ein solches Regelbuch ist eine sehr technische, aber auch eine hochpolitische Sache. Gleiche Regeln für alle sind für die Schweiz äusserst wichtig», erklärt Perrez. Die Schweiz will sich dafür einsetzen, dass die Staaten ihre nationalen Ziele in transparenter Weise bekanntgeben und die Länderberichte alle fünf Jahre wirklich vergleichbar sind.
Perrez macht ein Beispiel: «Wir Industrieländer haben ein absolutes Ziel. Die Schweiz beispielsweise will ihre Emissionen um 50 Prozent bis 2030 reduzieren, wobei ein Teil der Reduktion auch über Engagements im Ausland erreicht werden kann.» Andere Länder würden nur ein relatives Ziel verfolgen. Sie wollten ihre Emissionen gegenüber normaler Entwicklung ohne Klimamassnahmen um einige Prozente reduzieren.
«Also müssen wir nun im Regelbuch festlegen, dass diese Länder zu Beginn darüber informieren, was eine ‹normale Entwicklung› ist», so Perrez. «Und wenn Emissionen im Ausland reduziert werden, muss sichergestellt sein, dass diese Emissionsreduktionen nur dem Zahlerstaat angerechnet werden.»
Wer bezahlt wie viel und wer überprüft das?
Die Schweiz interessiert sich speziell auch für die technischen Methoden, die der Messung der Emissionswerte in den verschiedenen Bereichen dienen. «In Weiterentwicklung zum Kyoto-Protokoll möchten wir, dass sich Länder unter dem Pariser Abkommen nicht nur projektbezogen mit Emissionsreduktionen im Ausland engagieren können, sondern in ganzen Sektoren, etwa im Verkehr», so Perrez.
Schliesslich geht es wie immer ums Geld. Wie kratzen die Industrieländer die rund 100 Milliarden Franken zusammen, mit denen sie den Entwicklungsländern bei der Realisierung ihrer Klimaziele behilflich sein wollen?
Da hat sich auch die Schweiz noch nicht festgelegt, der Bundesrat geht aber von 450 bis 600 Millionen Franken aus. Zudem geht es auch hier um transparente Regeln: «Wie messen wir die öffentlichen und privaten Mittel, die jeder Staat beisteuert?»
Am 17. November, am Ende der COP 23, weiss der Leiter der Schweizer Delegation hoffentlich mehr.