Die Ausgaben im Gesundheitswesen steigen Jahr um Jahr. Und so schnellen auch die Prämien jährlich um mehrere Prozent in die Höhe. Optimierungspotenzial lässt sich wohl überall finden. Besonders auch bei den Löhnen von Ärzten, wie «SRF» heute berichtet.
Das Informationsmagazin «Rundschau» hat das Einkommen von Chef- und Belegärzten hochrechnen lassen. Laut den Auswertungen verdient der Grossteil der Schweizer Chef- und Belegärzte zwischen 350'000 und 1,5 Millionen Franken pro Jahr. Jeder Vierte verdiene gar bis zu 2,5 Millionen Franken. Vergütungsexperte Urs Klingler beruft sich bei seinen Berechnungen auf Daten vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und von 174 Schweizer Spitälern.
Variabler Lohnbestandteil schenkt ein
Neben dem Fixlohn schenken laut Klingler vor allem die variablen Lohnbestandteile ein. Je nach Vertrag könne ein Arzt direkt am Umsatz beteiligt sein. «Jede medizinische Leistung oder eingesetzte Zeit erhöht seinen Lohn.» Das seien Fehlanreize im heutigen System.
Das wiederum führe gemäss Gesundheitsökonom Heinz Locher zur Verlockung, «dass Ärzte unnötige Leistungen machen». Dies, weil das grosse Geld locke. Das belaste die Grundversicherung und somit die Allgemeinheit, die sowieso den grössten Teil der Kosten berappt.
Forderung nach mehr Transparenz
Bei den Honoraren von Ärzten herrsche kaum Transparenz. Deshalb nimmt Innenminister Alain Berset (45) die Hochrechnungen der «Rundschau» mit grossem Interesse zur Kenntnis, hat er doch die explodierenden Gesundheitskosten intensiv im Auge. Dem SRF sagte Berset: «Die Ärzte zeigen ihre Löhne nicht. Ich glaube, darüber muss man diskutieren.»
Die Enthüllungen werden den politischen Druck erhöhen. Eingriffe in die Tarife von Ärzten sind teilweise schon beschlossen. Härtere Massnahmen wie Pauschaltarife für einzelne Leistungen sind in Diskussion. Unter anderem wird aber auch vorgeschlagen, dass Kantone lohnbezogene Anreizsysteme für Spital-Ärzte unterbinden sollen.