Herr Gösken, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von den Terroranschlägen erfuhren?
Zuerst natürlich die Opfer und ihre Familien. Aber auch, dass Muslime nun noch stärker unter Generalverdacht stehen dürften. Die Gesellschaft sollte bei aller Betroffenheit den Unterschied zwischen Islam, Islamismus und Terrorismus verstehen.
Erklären Sie ihn.
Ganz vereinfacht gesagt ist der Islam eine Religion, Islamismus eine Ideologie und Terrorismus eine verabscheuungswürdige Handlung und eine Straftat.
Viele Leute dürften trotzdem primär registrieren, dass die Attentäter offenbar «Allahu akbar» geschrien haben. Anti-Islam-Bewegungen wie Pegida werden an Popularität gewinnen.
Ja, es ist Wasser auf die Mühlen jener, welche die erwähnte Unterscheidung nicht machen oder machen wollen. Die pogromartige Stimmung in Deutschland z.B. könnte sich noch verschlimmern. Und solches wäre dann eine nachhaltige Gefährdung für die offene Gesellschaft.
Was wiederum zu noch mehr Hass bei Islamisten führen würde.
Genau, es könnte zu einem Teufelskreis führen.
Glauben Sie, dass Europa noch mehr Anschläge zu fürchten hat?
Darüber lässt sich nur spekulieren. Rückkehrer aus IS-Gebieten sind tatsächlich eine Gefahr für ihre Herkunftsländer. Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass die meisten Opfer von islamistischem Terror selbst Muslime sind.
Müssen sich Journalisten mehr Sorgen machen als andere Berufsleute?
Die Attacke auf «Charlie Hebdo» ist natürlich kein Zufall. Kein Artikel und keine Karikatur rechtfertigen so etwas. Aber Terroristen suchen sich ihre Ziele nach Bedacht aus.