Freitagmittag, Seestrasse in Stäfa ZH: Sichtlich stolz empfängt Christoph Mörgeli die SonntagsBlick-Journalisten im neuen Büro. Untergebracht ist es in einer schmucken, älteren Villa direkt am Zürichsee, mit eigenem Bootsanlegeplatz und grossem Garten.
Nach seiner Entlassung im September hatte der frühere Leiter des Medizinhistorischen Museums seinen Arbeitsplatz an der Zürcher Universität vor 14 Tagen endgültig räumen müssen. Die Hausbesitzerin stellte ihm daraufhin die Räumlichkeiten im zweiten Stock zur Verfügung: «Sie war betroffen von meiner Kündigung und wir waren in Kontakt, weil ich für die Dame einen wissenschaftlichen Auftrag erfülle», erklärt der Zürcher SVP-Nationalrat.
In dem geräumigen Büro mit grandiosem Blick auf den See plant der 52-jährige Blocher-Intimus seine zweite Karriere: «Mein Ziel ist klar: Ich möchte in den nächsten Jahren eine rechte Denkfabrik auf die Beine stellen.» Hochschulen, Verwaltung und die Intelligenzia im Lande stünden heute links. Bürgerliche Organisationen wie Avenir Suisse oder Economiesuisse dagegen kümmerten sich fast ausschliesslich um die Interessen der Wirtschaft. «Hier braucht es unbedingt ein Gegengewicht: Rechte Intellektuelle, die sich mit der politischen Zukunft der Schweiz und ihrer Bürger beschäftigen, einen rechten Thinktank nach amerikanischem Vorbild», sagt der bekennende Fan von Ex-US-Präsident Ronald Reagan.
«Ich berate mehrere Politiker und Unternehmen»
Noch bis Ende März kassiert der SVP-Stratege Lohn von der Universität – monatlich netto Fr. 6797.70 Franken für ein 80-Prozent-Pensum. Dazu kommen seine Einkünfte als Nationalrat. Darben wird er auch ohne den Uni-Job nicht. «Ich verdiene in Zukunft sicher nicht schlechter als vorher.»
Für die Einnahmen sollen Mandate aus Politik und Wirtschaft sorgen, die er bereits an Land gezogen hat. «Ich berate mehrere Politiker und Unternehmen, die mich für meine Leistungen entschädigen.» Um welche Personen und Firmen es sich handelt, will er nicht sagen. «Ich habe allen Vertraulichkeit zugesichert».
Zudem betont Mörgeli, der bisher stets im Staatsdienst tätig war, als Privatperson sei er nicht mehr zu Transparenz verpflichtet. «Bisher zahlte der Steuerzahler meinen Lohn. Er hatte deshalb ein Anrecht zu wissen, was ich verdiene.» Nun aber sei das nicht mehr der Fall.
Einen Bonus hat Mörgeli bereits erhalten. Der Verleger Roger Köppel (47) habe ihm als Dank für seine wöchentlichen Kolumnen in der «Weltwoche» vor kurzem «einige tausend Franken» zukommen lassen. «Freiwillig, spontan und völlig überraschend», wie Mörgeli betont.
Obwohl von der Universität wegen angeblich schlechter Leistungen und Illoyalität gekündigt, ist er dort weiterhin tätig. «Ich leite zwei Kurse und betreue im Moment vier Doktoranden.»
Sein Zorn über die Hochschule klingt allmählich ab. «Meine Chancen auf eine Rückkehr, wie ich mir das anfangs noch erhoffte, sind gering», räumt er ein. Er hofft aber, «dass die Personen, die mich aus politischen Gründen rausgemobbt haben, ebenfalls an die Kasse kommen». Konkret wünscht sich Mörgeli insbesondere, dass sein ehemaliger Chef Flurin Condrau (47) nicht auf seinen Posten zurückkehren kann. «Wer so handelt, ist als Chef untauglich.»
Mörgeli verabschiedet sich zum Mittagessen: Fisch und Gemüse – keine Kohlenhydrate. Der SVP-Mann ist auf Trennkost. Er will fünf Kilo abnehmen.