Was bringt das grosszügige Testen?
0:58
Berner Corona-Drive-in:Was bringt das grosszügige Testen?

In Bern sind viele Corona-Abstriche negativ
Was bringt das grosszügige Testen?

Im Kanton Bern steht das einzige Corona-Drive-in, wo sich auch Menschen ohne Coronavirus-Symptome testen lassen können. 96 Prozent dieses Tests sind allerdings negativ. Was heisst das für das breite Testen, das Epidemiologen fordern?
Publiziert: 11.04.2020 um 15:44 Uhr
|
Aktualisiert: 11.04.2020 um 17:23 Uhr
1/7
Mit Maske und Handschuhen: Registrierung im Berner Corona-Drive-in.
Foto: Keystone
Gianna Blum

Autofenster runterkurbeln, Abstrich geben – und auf das Resultat des Tests auf das Coronavirus warten. Auf dem Berner BEA-Gelände kann sich auch testen lassen, wer keine Symptome hat. Das Drive-in ist ein Pilotprojekt: Denn abgesehen vom Gesundheitspersonal wird in anderen Kantonen nur getestet, wessen Arzt das angeordnet hat, weil der Patient Symptome zeigt.

Nicht so in Bern. Zwar muss man vorher einen Online-Fragebogen ausfüllen, um einen Testtermin zu erhalten. Ein einziges Häkchen reicht dafür aber bereits: Wenn man etwa angibt, Kontakt mit einem «mutmasslichen Corona-Fall» gehabt zu haben. Bern erfüllt damit, was diverse Epidemiologen fordern: nämlich möglichst breitflächig zu testen.

Viel weniger positive Tests

Entsprechend beliebt ist das Drive-in. Laut Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion, werden täglich 400 bis 500 Tests durchgeführt. Die Plätze sind jeweils schon am Morgen vergeben.

Das breitflächige Testen in Bern hat auch eine Kehrseite. Von den bisher durchgeführten Tests sind rund vier Prozent positiv. Das sind deutlich weniger als auf nationaler Ebene: Schweizweit sind zirka 15 Prozent der Tests positiv. Auch in den anderen Drive-ins bestätigen sich mehr Corona-Verdachtsfälle. Luzern, Winterthur und Appenzell verzeichnen Anteile zwischen zehn und 14 Prozent, wie BLICK-Recherchen ergeben. Alle drei haben strengere Kriterien für die Tests, bislang aber auch deutlich weniger durchgeführt.

«Kein Test ist überflüssig»

Testen, testen, testen, rufen auch die Epidemiologen, wenn es um die Eindämmung der Corona-Pandemie geht. Nur: Macht das Sinn, wenn die Kapazitäten immer wieder knapp werden und das breitflächige Testen so viele negative Ergebnisse ergibt? Der Kanton Genf hat aus genau diesem Grund beim Thema Drive-in abgewinkt. Damit würden überflüssige Tests riskiert, begründet Adrien Bron von der Genfer Gesundheitsdirektion in der «Tribune de Genève».

Anders sieht das Gundekar Giebel. «Kein Test ist überflüssig», sagt er. Zwar gebe ein negatives Ergebnis nur eine momentane Gewissheit – aber die betreffende Person könne an den Arbeitsplatz zurückkehren. Bern nimmt auch in Kauf, dass sich der eine oder andere mehrmals testet. Eine Wiederholung des Test könne sinnvoll sein, wenn sich das Ansteckungsrisiko geändert hat, sagt Giebel. «Beispielsweise wenn bekannt wird, dass Personen im engen Umfeld positiv getestet worden sind.»

Negativer Test ist kein Freipass

Allerdings: Ein negativer Test garantiert nicht, dass man sich nicht angesteckt hat. Denn die Tests zeigen erst ein positives Resultat, wenn auch Symptome da sind. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hält deshalb an einem Testregime mit strengen, klaren Kriterien fest.

Trotzdem kann der Corona-Delegierte Daniel Koch (64) dem Berner Pilotversuch auch Gutes abgewinnen: «Wer positiv getestet wird, nimmt die Selbstisolation sicher ernst», sagt er. Auf nationaler Ebene auch Menschen ohne Symptome zu testen, lohne sich aber erst, wenn die Anzahl Neuinfektionen deutlich zurückgegangen seien. «Mit den strengen Testkriterien verpasst man zwar den einen oder anderen Fall», so Koch. Bei den aktuell über 23'000 bestätigten Fällen habe das aber nur wenig Einfluss auf den Verlauf der Pandemie.

1000 Tests pro Tag

Bern will nun ausbauen. Aktuell sind zwei Teststrassen in Betrieb, laut Giebel ist Bern logistisch vorbereitet, eine dritte für Fussgänger zu eröffnen. Möglich wären 1000 Tests pro Tag. Noch ist das Zukunftsmusik: Es wird eine Lieferung mit Material aus China erwartet, allerdings sei der Transport «wieder einmal ein Nadelöhr», wie Giebel sagt.

Bern macht auch bei den Antikörper-Tests vorwärts: Im City-Notfall und im Inselspital werden neu auch Bluttests durchgeführt, wie «Der Bund» berichtet. Diese zeigen, ob jemand schon eine Corona-Infektion hinter sich hatte. Allerdings ist noch nicht klar, wie zuverlässig diese Tests sind – auch hier handelt es sich um ein Pilotprojekt.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?