Im Namen der Wissenschaft
Schweiz stärkt Beziehungen zum Iran

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) war ausgerechnet diese Woche auf wissenschaftlicher Mission im Iran. Der Bund will die bilateralen Beziehungen mit dem islamischen Gottesstaat intensivieren – den erneuerten US-Sanktionen zum Trotz. Unter anderem sollen in Zukunft mehr Schweizer im Iran studieren und forschen.
Publiziert: 12.05.2018 um 20:31 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:50 Uhr
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An Schweizer Hochschulen sind rund 600 iranische Studierende eingeschrieben sind. Aus dem Nahen Osten und Asien verzeichnen nur China und Indien höhere Zahlen.
Foto: Thomas Schlittler
Thomas Schlittler

Diesen Dienstag im Iran: Markus Leitner, Schweizer Botschafter im Gottesstaat, hält in der Universitätsstadt Isfahan eine Rede vor iranischen Rektoren und Forschenden. Dabei erwähnt er die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, den Atomdeal mit dem Iran platzen zu lassen und die Wirtschaftssanktionen wieder in Kraft zu setzen.

Die Hiobsbotschaft aus den USA war erst wenige Minuten zuvor bekannt geworden. Grosse Teile des Publikums erfahren direkt durch den Schweizer Botschafter davon. Doch Panik bricht deswegen nicht aus. «Die iranischen Universitätsrektoren und Wissenschaftler wirkten gefasst und ganz und gar nicht überrascht von der Entscheidung aus den Vereinigten Staaten», sagt Philippe Roesle, der beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) für die internationalen Beziehungen verantwortlich ist und im Publikum sitzt.

Positives Fazit

Ausgerechnet in dieser schicksalhaften Woche war das SBFI unter Leitung von Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio auf wissenschaftlicher Mission im Iran. Den Grundstein für den Besuch hatte FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann (66) vor zwei Jahren gelegt. Damals unterzeichnete er eine «Roadmap für die Vertiefung der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Islamischen Republik Iran».

Die Forscher und Vertreter von Schweizer Universitäten und Fachhochschulen ziehen nach der Woche im Iran ein positives Fazit. Roesle: «Insbesondere im Medizinalbereich haben wir Projekte gesehen, die sehr interessant sind für die Schweiz. Der Iran hat grosses Potenzial.»

Zwischen 2013 und 2017 förderte der Schweizer Nationalfonds knapp 20 Schweizer Projekte mit iranischen Koopera­tionspartnern. Kostenpunkt: rund drei Millionen Franken. «Im Vergleich zu anderen Ländern ein bescheidener Wert. Es gibt noch viel Luft nach oben», sagt Roesle.

600 iranische Studenten in der Schweiz

Überraschender ist die Tat­sache, dass an Schweizer Hochschulen rund 600 iranische Studierende eingeschrieben sind. Aus dem Nahen Osten und Asien verzeichnen nur China und In­dien höhere Zahlen. Roesle hofft, dass in Zukunft noch mehr junge Iraner in der Schweiz studieren oder forschen. «Zudem ist es das Ziel einzelner Hochschulen, dass in Zukunft vermehrt Schweizer den Weg an iranische Universitäten finden.»

Dass die Bemühungen durch die US-Sanktionen zunichte gemacht werden könnten, glaubt Roesle nicht: «Wir gehen davon aus, dass diese Entscheidung keine unmittelbaren Folgen für die bilateralen Beziehungen im Wissenschaftsbereich haben wird.» Es handle sich um wirtschaftliche und nicht um wissenschaftliche Sanktionen. «Allerdings ist es möglich, dass die Sanktionen Auswirkungen auf die materiellen Beschaffungen einzelner Universitäten im Iran haben werden.»

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