Darum gehts
- Swissmedic-Inspektoren trafen sich im Luxushotel Belvedere in Locarno für Weiterbildung
- Hauptthema war Inspektion von IT-Systemen und Entwicklungen im Bereich KI
- Kosten für den dreitägigen Anlass beliefen sich auf 50'422 Franken
Es bezeichnet sich selbst als 4-Sterne-Luxushotel, gelegen «an erhöhter, privilegierter Lage über Locarno». Das Hotel Belvedere gehört zu den besten Adressen in der Stadt am Lago Maggiore. Der Blick auf See, Stadt und Berge wird garantiert.
85 Inspektorinnen und Inspektoren der Schweizer Heilmittelaufsicht Swissmedic trafen sich dort vom 14. bis zum 16. Mai 2024. Im Auftrag des Staates überwachen sie normalerweise, ob bei der Herstellung und dem Vertrieb von Arzneimitteln alle Vorschriften eingehalten werden.
Kostenpunkt für den Weiterbildungsanlass: 50'422 Franken. Den Betrag zahlte Swissmedic, wie aus unterdessen öffentlich zugänglichen Daten ersichtlich ist. Neben den Zimmern erhielt die Behörde Konferenzräume mit technischer Ausstattung, Mittagessen und Kaffeepausen.
Beim Bund wäre das heikel
Hauptthema des sogenannten Inspektoren-Trainings war laut Swissmedic die Inspektion von IT-Systemen und Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz.
Swissmedic ist zwar unabhängig, im Grundsatz aber eine öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes. Bei diesem hätte das Personal mit den fast 600 Franken pro Person bei zwei Übernachtungen wohl an den Obergrenzen für Übernachtungen geritzt. Allerdings umfasste der Betrag bei Swissmedic mehr als die reinen Übernachtungskosten.
Als Anhaltspunkt: Der Bund bezahlt laut der «Verordnung zur Bundespersonalverordnung» maximal 200 Franken für die Übernachtung von Bundesangestellten, «in begründeten Ausnahmefällen können bis maximal 275 Franken pro Nacht vergütet werden». 15 Franken gibt es fürs Frühstück, 30 fürs Mittagessen.
Zu wenig akzeptable Hotels im Tessin
Und warum wählte die Heilmittelbehörde des Bundes ausgerechnet ein Luxushotel? «Das Angebot an Seminarhotels im Tessin ist klein», sagt Swissmedic-Mediensprecher Lukas Jaggi. «Es gibt kaum Hotels oder Seminarlokale, die eine zeitgemässe Infrastruktur für so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer anbieten und gleichzeitig mit dem ÖV gut erreichbar sind.»
Das Tessin kam zum Zug, weil beim Tagungsort jeweils unter den vier regionalen Heilmittelinspektoraten abgewechselt wird – eines davon befindet sich im Südkanton. Im Hotel übernachteten die Teilnehmenden aus der Restschweiz.