Nicht Druck aus Brüssel ist der Grund für die anhaltende Senkung der Unternehmenssteuern, vielmehr ist es der interkantonale Wettbewerb, der die Gewinnsteuersätze ins Purzeln bringt.
Exemplarisch dafür ist Luzern: 2012 hat der Innerschweizer Kanton den Gewinnsteuersatz nahezu halbiert. Mit 12,32 Prozent liegt er am untersten Ende der Rangliste und wird noch immer zu den günstigsten gehören, wenn die anderen Kantone ihre angekündigten Senkungen vollzogen haben. Die Verringerung in Luzern hatte zum Ziel, im Wettbewerb mit Zug mehr internationale Konzerne anzulocken.
Exemplarisch auch das Beispiel Bern: «2005 lagen wir bei den juristischen Personen auf Rang 7; heute sind wir auf dem 24. Rang», beklagt sich Adrian Haas (56), Direktor des kantonalen Handels- und Industrievereins. Die angekündigte Senkung auf 16,37 Prozent hält Haas nicht für ausreichend, «um den Kanton Bern ins Mittelfeld der Schweizer Kantone zu führen und keine Unternehmen im Steuerwettbewerb zu verlieren, geschweige denn, Neuzuzüger zu gewinnen».
Aargau, Baselland, Freiburg, Neuenburg, Solothurn oder Nidwalden – sie alle haben die Unternehmenssteuern in den letzten Jahren gesenkt und haben vor, es auch weiterhin zu tun. „Der Steuerwettbewerb unter den Kantonen wird nicht abnehmen“, ist Peter Uebelhart (47) überzeugt. Der Steuerspezialist der Unternehmensberatung KPMG geht davon aus, dass die Sätze nicht unter 12 Prozent fallen werden. Das sei etwa die Quote, die in Irland zur Anwendung kommt.
Wenn die Kantone ihre angekündigten Steuersenkungen vollziehen, dürfte Zürich mit rund 18 Prozent der teuerste sein. «Dann wird Zürich unter Druck kommen», schätzt KPMG-Spezialist Uebelhart.
Als Beispiel dienen können Genf, Waadt und Zug. In diesen Kantonen fallen die internationalen Konzerne am stärksten ins Gewicht. Seit zehn Jahren ist Genf der teuerste. Mit einer Senkung um über 10 Prozentpunkte wird er unter den günstigsten Kantonen rangieren. Eine ähnlich starke Senkung ist in der Waadt geplant – eine Antwort auf den Steuerwettbewerb unter den Kantonen.
Und eine Antwort auf den Trendsetter Irland.