In Bern zittert die SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen (61) nach ihrer Steueraffäre um ihre Wiederwahl. Und jetzt hat eine zweite SP-Frau, ein politisches Schwergewicht mit 20 Jahren Nationalratserfahrung, ein Glaubwürdigkeitsproblem: Susanne Leutenegger Oberholzer (67) wird stark kritisiert, weil sie als Kämpferin für die Zweitwohnungsinitiative zweieinhalb Wochen vor der Abstimmung auf der Lenzerheide ein Ferienappartement gekauft hatte.
Alles nur eine aufgebauschte Kampagne, wie sie am Donnerstagmorgen zu Blick.ch sagte?
Fest steht: Die Bündner sind sauer. So sagt der Spenglereiunternehmer Roman Schweizer in der «Basler Zeitung» (BaZ): «Ein unehrliches Vorgehen. Die Frau scheint zwei Gesichter zu haben.» Für Immobilienunternehmer Beat Blaesi steht fest: «Es ist total egoistisch, sich zuerst einzudecken und dann genau das Gegenteil zu propagieren.» Und Gemeindepräsident Urs Häuermann spricht von einem «sehr fragwürdigen Verhalten».
Gegenüber der «BaZ» hatte die SP-Nationalrätin die Wahrheit nur scheibchenweise zugegeben. Zuerst schrieb Leutenegger Oberholzer: «Ich habe keine Zweitwohnung. (...) Sie meinen eventuell die Wohnung der Riva Chur AG, die nicht mir gehört.»
Später räumte sie ein, Mitbesitzerin der Riva Chur AG zu sein. Und ein Augenschein ergab, dass am Briefkasten und im Eingangsbereich ihr Name und jener ihrer Schwester steht. Dazu sagte sie: «Die Anschrift ist so, weil es persönlicher und evtl. für den Pöstler einfacher ist. Aber ich habe auch schon daran gedacht, das zu ändern, um Schnüffler wie Sie fernzuhalten.»
Die 4,5-Zimmer-Dachwohnung befindet sich in einem perfekt gelegenen Gebäude in Valbella. Schätzwert: 900 000 Franken.