Kinos, Theater oder Sportzentren sind geschlossen, das öffentliche Leben wird auf ein Minimum reduziert: Der Kanton Tessin hat gestern drastische Massnahmen beschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus zumindest zu verzögern.
Das Virus lässt auch die Bundesparlamentarier nicht kalt. Prominentestes Beispiel: SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (50) sorgte für Wirbel, als sie im Ratsaal eine Schutzmaske aufsetzte. Und erntete dafür Kritik.
«Social Distancing» geht im Bundeshaus nicht
Jetzt erhält sie Unterstützung von ungewohnter Seite. Der grüne Nationalrat Bastian Girod (39) sorgt sich ebenfalls. Es sei ausserordentlich wichtig, die Session weiterzuführen. «Aber die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit bezüglich ‹Social Distancing› können wir im Bundeshaus nicht erfüllen.» Deshalb fordert er jetzt strenge Massnahmen. «Wenn wir die Session weiterführen, sollten entweder alle Parlamentarier Schutzmasken tragen oder wir müssen in eine grössere Halle ausweichen.»
Bernexpo statt Palais fédéral?
Schutzmasken sind im Moment begehrt, in Spitälern ist es gar zu Diebstählen gekommen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagt aber deutlich: Gesunde Menschen müssen keine Masken tragen. «Es ist logisch, dass das BAG dies schreibt. Wenn es zu wenig Schutzmasken hat, bringt es nichts, dass man noch mehr Personen empfiehlt, eine Maske zu tragen», sagt Girod. Doch es gebe auch Infizierte, die meinen, sie seien gesund, weil die Symptome so schwach sind, und dann andere anstecken.
Für Girod ist es zudem vorstellbar, den Nationalratsaal gegen einen wenig glamourösen Ort zu tauschen. «Wir könnten problemlos in einen grösseren Raum wechseln. Die Bernexpo steht zum Beispiel im Moment leer.» Auch der Kantonsrat Zürich zügelt bis Ende April in eine Messehalle in Oerlikon.
«Schlicht nicht umsetzbar»
Keine Verständnis für die Idee von Girod hat SVP-Nationalrat und Ratsbüro-Mitglied Roland Rino Büchel (54). «Ein Ausweichen an einen anderen Ort ist unmöglich. Das geht technisch nicht so einfach und ist in der Kürze der Zeit schlicht nicht umsetzbar.» Büchel möchte wie gewohnt weiterarbeiten. «Die Session ist aus meiner Sicht keine Veranstaltung. Es handelt sich um Arbeit.»
«Die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit können im Bundeshaus besser umgesetzt werden als an vielen Arbeitsplätzen in diesem Land», sagt Büchel. «Wir haben mehr Platz, vor allem jetzt, wo der Zutritt für Aussenstehende richtigerweise massiv eingeschränkt worden ist.»
Dazu kommt, dass das Bundeshaus sich auf eine allfällige Pandemie vorbereitet hat. Seit gestern verfügen die Räte über Pandemiekisten. Wer Atembeschwerden, Fieber oder Husten hat, soll sich in einem separaten Zimmer isolieren und den Arzt rufen.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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