Darum gehts
- Grünen-Ständerätin Céline Vara erklärt Hintergründe ihrer umstrittenen Oman-Reise
- Vara betont, es sei ein Familienurlaub gewesen und beklagt Doppelmoral
- Seit 24 Jahren in der Politik, wurde 2021 unter Polizeischutz gestellt
Der Oman-Flug der Grünen-Ständerätin und baldigen Neuenburger Regierungsrätin Céline Vara (40) schlägt weiter Wellen. Nachdem sie sich gegenüber Blick auf ihre Privatsphäre berufen hatte, erklärt sie nun in einem Interview mit der Neuenburger Zeitung «Arcinfo» die Hintergründe ihrer Reise. «Es handelte sich um einen einfachen Familienurlaub, den wir wegen des Angebots mit Meeresschildkröten und der besonderen Tierwelt ausgewählt hatten», sagte Vara, die Ende Mai ihr neues Amt in der Regierung antreten wird.
Sie habe die Reise zwei Jahre lang vorbereitet und sie auch nie verheimlicht. «Vielleicht war das naiv.»
«Meine Töchter haben sich sehr darauf gefreut, und ich auch», sagt Vara. Nach dem Wahlkampf werde sie als Staatsrätin wenig Freizeit haben. «Ich fand es wichtig, diese besondere Zeit mit meiner Familie zu verbringen.»
Letzter Flug 2018
Sie reise sehr wenig, das letzte Mal geflogen sei sie 2018, so Vara. «Das Ziel war einfach, Zeit mit meinen Töchtern zu verbringen. Es ist so banal ...»
Vara beklagt eine Doppelmoral. «Was bei manchen Politikern toleriert oder ignoriert wird, wird zu einer Staatsaffäre, wenn es um eine Frau geht, insbesondere um eine Umweltschützerin.» Das sei eine Tatsache, die sie «ohne Opferrolle» benenne. Ihre Reise hätte mehr Reaktionen hervorgerufen als manche «weitaus fragwürdigere Reise».
Dass sie nun zur Zielscheibe der politischen Gegner geworden ist, sei ihr egal, so die noch-Ständerätin. «Ich habe meine gesamte politische Karriere auf konkreten Taten und meinem uneingeschränkten und aufrichtigen Engagement aufgebaut. Sie greifen mich persönlich an, weil sie politisch nichts gegen mich in der Hand haben.» Vara ist seit 24 Jahren in der Politik. «Vielleicht sollte man hier meine Handlungen in ihrer Gesamtheit betrachten.»
2019 kritisierte sie die Freiburger Regierung, als diese mit dem Flugzeug nach London reiste. Die Politik der Grünen sei es, Flugreisen zu vermeiden, wenn man mit dem Zug fahren kann. «Daran halte ich mich», so Vara. «Flugreisen sollten eine Ausnahme sein. Die Grünen haben den Menschen nie verboten, zu fliegen.»
Polizeischutz für Töchter
Dass die Flüge zu bestimmten Zielen günstiger seien als Zugfahren, sei ein Problem. «Die Grünen setzen sich seit vielen Jahren für die Preise im öffentlichen Verkehr ein.»
Mit dem Interview wolle sie ihre Töchter schützen. «Im Jahr 2021 wurden wir im Rahmen der Anti-Pestizid-Initiative mit dem Tod bedroht. Wir wurden unter Polizeischutz gestellt. Das ist ein traumatisches Ereignis, und ich weiss, wozu der Hass bestimmter Menschen führen kann.»
Ihre politische Zukunft sieht sie gelassen. Es handle sich um einen Tiefschlag, wie ihn alle Politiker erleben könnten. «Ich habe keine meiner Pflichten als Politikerin vernachlässigt.»