Theater wird in Zumikon ZH momentan keines gespielt. Der gesamte Vorstand des Dorftheaters ist zurückgetreten. Auch Nachfolger sind keine in Sicht. Denn Zumikon hat mit den höchsten Altersdurchschnitt im Kanton Zürich: 45,7 Jahre alt ist der Durchschnittsbürger. Der durchschnittliche Stadtzürcher ist fünf Jahre jünger.
Ein Grund dafür ist die Lage. Die Zürcher Goldküste mit Blick auf den Zürisee lockt die Reichen an. Entsprechend hoch sind die Mieten – unerschwinglich teuer für junge Familien. Kein Einzelfall an der Goldküste, die Dörfer veralten, das Gemeindeleben stirbt aus.
Mit Mietzuschüssen Familien anlocken
Während am 9. Februar über die Wohninitiative abgestimmt wird, die eine feste Quote von zehn Prozent gemeinnütziger Wohnungen bei neu gebauten Wohnungen fordert, suchte Zumikon schon vor Jahren nach Lösungen – und fand eine eher ungewöhnliche. Eine Familie, die höchstens 130’000 Franken verdient und ein Vermögen von maximal 250’000 Franken hat, sollte monatlich bis zu 1’000 Franken Mietzuschuss von der Gemeinde bekommen. Doch das Projekt scheiterte. Zweimal.
«Beim ersten Anlauf schritt der Bezirksrat ein, obwohl wir die mündliche Zusage schon hatten», sagt Gemeindeschreiber Thomas Kauflin (49). Die vorgesehene Lösung sei unzulässig, monierte der Rat. Zudem wurde Kritik aus anderen Gemeinden laut. «Mietzuschüsse haben Almosencharakter», sagte Christoph Hiller (59), Gemeindepräsident von Meilen, damals zum «SonntagsBlick».
Doch Zumikon gab nicht auf. Nahm einen zweiten Anlauf. Und kam bis vor die Gemeindeversammlung. Da war Schluss: «Es handelt sich um eine Geldvernichtungsmaschine», hiess es von den Bürgern. Eine vernünftige Prognose, wie viel Geld ein solcher Mietzuschuss kosten würde, sei unmöglich.
Und nun, einige Jahre später? Zumikon orientierte sich neu. Nach der verlorenen Abstimmung setzte die Gemeinde auf Genossenschaften. «Doch wir haben nicht unendlich viel Land, um es zu überbauen», sagt Kauflin. Und selbst wenn, klappt es nicht immer. Zumikon hatte das Gebiet im sogenannten «Ankenbühl» für Wohnbauförderung vorgesehen. Auf Wunsch der restlichen Landeigentümer wurde das Land der Gemeinde an die Versicherung Swiss Life verkauft. Immerhin stehen heute beim Ankenbühl neue Wohnungen. Eine viereinhalb Zimmerwohnung kostet aber über 3’000 Franken.
Nicht selbst Bauherr sein
Die Mission von Zumikon, das Dorf zu verjüngen, ist noch nicht beendet. Würde die Wohn-Initiative dabei helfen? Kauflin will sich nicht äussern. Aber er sagt: Es brauche nicht unbedingt eine Genossenschaft. Das zeige das Beispiel der geplanten Überbauung Chirchbüel. «Wir haben bereits bei der Ausschreibung dafür gesorgt, dass nur Projekte zum Zug kommen, die dafür sorgen, dass auch günstigere Wohnungen gebaut werden.»
Das klappt, indem die Gemeinde zum Beispiel den maximalen Mietzins für einen Teil der Wohnungen festlegt. Dieses Verfahren ist keineswegs unüblich: Auch in anderen Städten wird so gebaut. Selbst Bauherr sein wollte die Gemeinde bei keinem der beiden Projekte. «Das ist nicht primär Aufgabe einer Gemeinde.»
Das Patentrezept für eine jüngere, lebendigere Gemeinde sucht Zumikon noch. Aber: «Es hat ein minimer Wandel stattgefunden, die Schülerzahlen nehmen tendenziell leicht zu», sagt Kauflin.
Am 9. Februar 2020 stimmen wir über die Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» ab. Gemäss Umfrage kommt sie im Volk gut an. Doch was will der Mieterverband genau? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen.
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