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Glarner nach Facebook-Hetze zu SVP-Kollege Köppel
«Jetzt bin ich das Arschloch»

Ist zu Glarners Hetze gegen die Lehrerin alles gesagt? Nein! SVP-Kollege Köppel serviert in der «Weltwoche» neue Details. Etwa, dass Papa Glarner beim Sonntags-Brunch sogar von seinen Töchtern aufs Dach bekam.
Publiziert: 13.06.2019 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2019 um 18:48 Uhr
Bekommt Unterstützung: SVP-Nationalrat Andreas Glarner.
Foto: Manuel Geisser
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Alles begann mit einer Whatsapp-Nachricht. So kontaktierte eine «entrüstete Mutter» den SVP-Nationalrat Andreas Glarner (56): Es könne ja nicht sein, dass an Zürcher Schulen Muslime an ihren Feiertagen einfach freinehmen könnten.

So schildert Glarner die Geschehnisse zumindest in der «Weltwoche», dem SVP-nahen Magazin von SVP-Fraktionskollege Roger Köppel (54). Darin relativiert er seine Entschuldigung, die er am Wochenende im «Sonntalk» von Tele Züri abgab.

«Weil es mir den Hut lupfte»

Wieso er die Lehrerin an den Pranger stellte? «Weil es mir den Hut lupfte», erklärt sich Glarner. Deshalb habe er die Nachricht der Lehrerin sogleich samt Namen und Handynummer auf Facebook veröffentlicht. Mit der Aufforderung, man solle ihr doch persönlich sagen, «was man davon hält».

Sie wies muslimische Eltern darauf hin, dass die Schüler für das muslimische Zuckerfest am Ende des Fastenmonats Ramadan schulfrei bekämen – so, wie dies in der Volkschulverordnung vorgesehen ist.

«Für die bin ich jetzt das Arschloch»

Glarner zeigt Köppel im Foyer des Berner Hotels «Bellevue» sein Handy. Auf dem Bildschirm eine lange Liste anonymer Anrufe. «Für die bin ich jetzt das Arschloch», sagt der bald 57-Jährige laut Köppel.

Normalerweise perle so ein Getöse spurlos an ihm ab, aber das hier habe ihm schon zugesetzt. Wie schon auf Tele Züri wiederholte er, dass es ein grosser Fehler gewesen sei. Handkehrum: Ohne Namensnennung würde heute niemand über den Islam an Schweizer Schulen reden. Er hätte aber die Lehrerin zuerst anrufen und die Rechtslage genauer abklären sollen. «Mein Verhalten war unüberlegt.»

Töchter haben ihm «massiv aufs Dach gegeben»

Doch nicht nur von linker Seite gabs Kritik, auch SVP-intern rümpften viele die Nase. Und sogar in der Familie habe es Krach gegeben: Glarners Töchter – 21 und 23 Jahre alt –, hätten ihm am Pfingstsonntag beim Brunch «massiv aufs Dach gegeben». Aber die Töchter loben auch: «Gut gemacht, Daddy», hätten sie nach dem Tele-Züri-Auftritt geschrieben.

Nein, er habe kein «Aufmerksamkeitsdefizit», versichert Glarner seinem «Weltwoche»-Freund Köppel. Er spüre während eines Facebook- oder Twitter-«Shitsturms» [sic!] keinen Kick.

Glarner hat eine PR-Beauftragte angestellt

Glarner will sich jetzt ändern – zumindest Frauen gegenüber. Er will bei politischen Kämpfen mit «diesen zauberhaften Lebewesen» einen «Gang herunterschalten».

Ganz vertraut sich der Nationalrat allerdings selber nicht mehr: Er habe seit kurzem eine PR-Beauftragte angeheuert, sagt Glarner. Er verspricht, sie künftig «intensiver konsultieren» zu wollen.

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