Gesuchs-Explosion bei der Steuerverwaltung
2016 gabs 66’553 Amtshilfe-Anfragen aus dem Ausland

Da müssen sich Steuersünder warm anziehen: 66’553 Amtshilfegesuche gingen 2016 ein. Die meisten kamen aus Frankreich, gefolgt von Spanien, Polen, Schweden und den Niederlanden. Die Schweiz selbst stellte nur elf Gesuche.
Publiziert: 25.01.2017 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:58 Uhr
Neuer Rekord an Amtshilfegesuchen in Steuersachen. Zum Beispiel über Daten-CDs gelangen Informationen über Steuersünder an ausländische Behörden. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/DPA DC/SASCHA SCHUERMANN/DDP
Ruedi Studer

Ausländische Steuersünder müssen zittern! Die Schweiz verzeichnet nämlich einen neuen Amtshilfe-Rekord in Steuersachen. Im letzten Jahr gingen im Rahmen der internationalen Amtshilfe in Steuersachen 66’553 Gesuche bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) ein. Das bisherige Rekordjahr datiert auf 2014 mit 2791 Gesuchen.

ESTV-Kommunikationschef Patrick Teuscher will die Gesuchs-Explosion nicht gross kommentieren. «Gesetzgeberisch hat sich nichts geändert, was die Entwicklung erklären würde», sagt er. 

«Bulk requests» lassen Zahlen explodieren

Er weist aber darauf hin, dass in den Zahlen neu auch sogenannte Bulk requests enthalten sind. «Das sind eine Art Massen-Einzelersuchen, welche eine Reihe im Voraus bestimmter Personen betreffen und einfache Informationen abfragen», erklärt Teuscher.

Die Bulk requests sind eine Art Mittelding zwischen Gruppenanfragen und Einzelanfragen. Bei Gruppengesuchen sind keine Personennamen bekannt, sondern es wird nach bestimmten Verhaltensmustern gesucht. Bei Einzelanfragen wird nach Informationen zu gewissen Personen gefragt.

Bei den Bulk requests wiederum bezieht sich die Suche auf eine grössere Anzahl von Personen, für welche die gleiche Frage gestellt wird. Zum Beispiel kann es sich dabei um die Anfrage nach dem Bankkontostand aller genannter Personen bei einer bestimmten Bank handeln.

Frankreich ist Spitzenreiter 

Detaillierte Zahlen zu einzelnen Ländern gibt die ESTV nicht bekannt, dafür aber die Rangliste der Top fünf. Demnach sieht die Rangfolge der Länder mit den meisten Gesuchen für 2016 wie folgt aus: Frankreich, Spanien, Polen, Schweden sowie die Niederlande.

Damit ist Frankreich neuer Spitzenreiter. Im Jahr zuvor stellten die Niederlanden am meisten Gesuche, 2014 war es Kroatien. Was auffällt: Die USA zählen nicht mehr zu den Top five. Dafür sind Polen und Schweden neu in den Toprängen.

Erklärungen zu den einzelnen Ländern gibt Teuscher keine ab. «Aufgrund internationaler Abkommen können wir keine weiteren Angaben machen, die Rückschlüsse auf einzelne Länder zulassen.»

UBS im Visier der Franzosen

Dass Frankreich neu den Spitzenrang belegt, dürfte auf ein Bulk request zurückzuführen sein. So berichteten französische Medien letzten September von einem Gesuch, mit welchem Frankreich Auskunft über rund 45'000 UBS-Konti beantragte. Frankreich hat die UBS schon vorher speziell ins Visier genommen.

Mit ein Grund für den Anstieg dürfte auch sein, dass einzelne Länder neue Daten-CDs erhalten beziehungsweise weitergeleitet haben. So reichte etwa das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen letztes Jahr Daten an 27 europäische Länder weiter – darunter Frankreich, Spanien, Italien oder Grossbritannien. 

Nur elf Gesuche aus der Schweiz

Selber war die Schweiz letztes Jahr weniger aktiv. «Die Schweiz hat ihrerseits im Jahr 2016 elf Amtshilfegesuche ans Ausland gestellt», sagt Teuscher. Im Jahr zuvor waren es noch 39. Auch hierzu macht Teuscher keine weiteren Angaben.

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