Die Zustimmung schien reine Formsache. Bereits dreimal hatte das Parlament entschieden, das Gentech-Moratorium zu verlängern, seit 2005 eine entsprechende Volksinitiative angenommen worden war. Diese verlangte, dass in der Schweiz keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut werden dürfen.
Der Nationalrat sprach sich im September denn auch klar für eine erneute Verlängerung aus. Anders der Ständerat: Mit Stichentscheid des Ratspräsidenten beschloss die kleine Kammer diese Woche, neue Methoden wie die Genschere Crispr/Cas zuzulassen.
Eine kleine Sensation – und ein dringend nötiger Schritt. Denn ein Moratorium reflexartig alle vier Jahre zu verlängern, ist keine Politik. Umso mehr, als die neue Technologie mit der «alten» Gentechnik, bei der eine Pflanze mit fremdem Erbgut versehen wird, nicht viel gemein hat. Die Genschere erlaubt vielmehr, Gene in eine Pflanze gezielt einzufügen oder sie auszuschalten – etwas, was Menschen bisher mit Züchtungen zu erreichen versuchten. Es handelt sich also um Pflanzen, wie sie auch die Natur hervorbringen könnte.
Das Ja des Ständerats ist deshalb eine Chance, um endlich eine Debatte über die Vor- und Nachteile von Crispr/Cas zu führen. Welche Chancen und Risiken bietet die Genschere? Wie lässt sich garantieren, dass am Ende nicht einzelne Firmen profitieren, sondern die Menschen und die Natur? Klar ist: Angesichts der Pestizidproblematik und des Klimawandels braucht es in der Landwirtschaft neue Lösungen. Und eine Diskussion darüber, wie diese aussehen können.