Geldausgeben à la VBS
«Gratis-Studie» kostet Armee 78’000 Franken

Ein Beratungsunternehmen hat für die Armee eine Gratis-Studie erstellt. Am Schluss zahlte der Bund dennoch einen Haufen Geld. Für einen Instagram-Auftritt.
Publiziert: 22.03.2017 um 10:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:03 Uhr
Jetzt auch auf Social Media: Offiziere der Schweizer Armee bei einer Stabsübung.
Foto: Keystone

Die grosse Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hat vergangenes Jahr eine Studie zur Kaderförderung in der Armee erstellt. Und zwar aus eigenem Antrieb. Die Studie wurde von drei Milizoffizieren initiiert, die bei BCG arbeiten.

Diese fanden, dass die Armee bei der Kader­gewinnung viele Chancen ungenutzt verstreichen lasse und wollten Lösungen aufzeigen, wie das verhindert werden könne. Die Ergebnisse der Studie konnten die Berater später der Armeeführung präsentieren – gratis, versteht sich, denn die Armee hatte die Studie ja nicht bestellt. 

Rechtsabteilung schaltete sich ein

Am Schluss kostete die Übung dennoch fast 80’000 Franken, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Denn die präsentierten Ergebnisse veranlassten die Armeeführung, die Studie zu vertiefen. Insbesondere wollte sie wissen, wie die Armee die sozialen Medien nutzen könne.

Diese Vertiefung war dann aber nicht mehr kostenlos, weil sich die Rechtsabteilung der Armee einschaltete und darauf hinwies, dass weitere Gratis-Arbeit von BCG gegen die Vorschriften verstosse. «Das zeigt, dass unsere internen Kontrollmechanismen funktioniert haben», so Armeesprecher Daniel Reist. Nach einer Prüfung wurden die weiteren Arbeiten schliesslich mit 78’000 Franken vergütet.

Instagram-Account und Twitter

Die Ausgaben hätten sich aber gelohnt, betont die Armee. Es gehe darum, die Bindung zwischen Armee und Bevölkerung zu stärken. Dazu startete die Armee eine kleine Social-Media-Offensive. So betreibt sie seit sechs Wochen einen Instagram-Account. Darauf werden Bilder von Armeeübungen, Kampfjets und Helikoptern im Einsatz gezeigt. 2000 Abonnenten hat das Konto bereits. Mittelfristig will die Armee auch auf Twitter aktiv werden, wie Reist zu BLICK sagt. 

Dass Beratungsfirmen von sich aus Studien zu irgendwelchen Themen anbieten, kommt laut Reist relativ oft vor. Meistens lehne die Armee solche Angebote jedoch ab. Im Fall von BCG war dies anders. Und die Armee will noch weitere Vorschläge der Studie prüfen: unter anderem die Gründung einer Alumni-Organisation für ehemalige Militärangehörige. Und die Berater empfehlen, dass militärische Ausbildungen an zivile Lehrgänge angerechnet werden. (sf)

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