Im Sommer ist Natalie Rickli (42) aus dem Nationalrat zurückgetreten – die SVP-Frau politisiert jetzt als Zürcher Regierungsrätin. Unter der Bundeshaus-Kuppel ersetzt wird sie durch Martin Haab (57), einen Milchbauern aus Mettmenstetten. Und nach einer Session ist klar: So gesittet wie die immer korrekte Rickli politisiert ihr Nachfolger nicht.
«Sonst holen euch die Europäer»
Die politische Sommerpause nutzte Haab, um einen provokanten Flüchtlings-Tweet abzusetzen. Er zeigt ein Bild von badenden, mutmasslich muslimischen Kindern an einem Strand, ergänzt um eine Sprechblase, in der ein Mann diesen zuruft: «Geht nicht zu tief ins Wasser, Kinder, sonst holen euch die Europäer.»
«Sie sollten sich schämen»
Doch dieser Witz ging nach hinten los: Auf Twitter erntet Haab einen ordentlichen Shitstorm. So schreibt der Berner BDP-Politiker Sascha Zbinden: «Für dieses Bild sollten Sie sich schämen und entschuldigen.»
Er findet es «krass», welche Leute für die SVP im Nationalrat sitzen würden. «Ich glaube, ich gehe jetzt kotzen.»
Auch andere Twitter-User regen sich über Haab auf. Jemand schreibt, er mache sich über Menschen lustig, «die aus purer Verzweiflung in Kauf nehmen, dass sie jämmerlich ertrinken». Ein weiterer User schreibt, dass er sich angesichts dieses Bilds nun überlege, ob er die Schweizer Landwirtschaft weiter unterstützen soll.
«Nur etwas zugespitzt»
Und was sagt Haab? Ihm würden die Reaktionen nichts ausmachen: «Wer auf Social Media aktiv ist, muss damit umgehen können.» Doch warum hat er ein solches Bild überhaupt gepostet? «Ich habe das Motiv originell gefunden und darum auf Twitter verbreitet. Einen gewissen Wahrheitsgehalt hat es ja», sagt er. «Es ist nachweislich so, dass viele der Flüchtlinge nahe der libyschen Küsten aufgelesen werden. Dass sie sozusagen am Strand eingesammelt werden, ist nur etwas zugespitzt.» (sf)