Fussballerin ärgert sich über «Lesben»-Aussage von Nationalrätinnen
«Wenn es ein Mann gewesen wäre, hätte er vielleicht seinen Job verloren»

Sie gingen primär an die Fussball-EM, um Lesben zu schauen, sagten die Nationalrätinnen Anna Rosenwasser und Tamara Funiciello kürzlich. Nationalspielerin Meriame Terchoun reagiert nun wütend auf diese Aussagen. Hätte dies ein Mann gesagt, wäre es ein Skandal.
Publiziert: 02.02.2025 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2025 um 10:48 Uhr
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Fussballerin Meriame Terchoun war wütend, als sie die Aussagen von Funiciello und Rosenwasser hörte.
Foto: TOTO MARTI
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Die Aussagen sorgen noch immer für Ärger. Vergangenes Jahr drifteten die beiden SP-Nationalrätinnen Tamara Funiciello (34, BE) und Anna Rosenwasser (35, ZH) bei einem «Feministischen Sessionsrückblick» in Lesben-Klischees ab. Blick hatte die Aussagen der beiden Nationalrätinnen zur Fussball-EM im Sommer publik gemacht. 

«Ich liebe es, über die EM zu sprechen», sagte Rosenwasser etwa.«Denn dann meinen alle, ich interessiere mich für den Fussball. Dabei interessiere ich mich vor allem für Lesben, die Sport machen.» Funiciello ergänzte: «Ich mache einen Monat nichts anderes, als Lesben beim Fussballspielen zuzuschauen.»

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«Bei einem Mann wäre es ein Skandal»

Verärgert zeigt sich nun Meriame Terchoun (29), 40-fache Nationalspielerin und Profi in Dijon. In einem Interview mit der «Sonntags-Zeitung» sagt Terchoun nun: «Ganz ehrlich, das machte mich mega wütend. Ich war irgendwie auch schockiert und verwirrt, weil es Frauen sind, die das sagen.»

Hätte sich ein Mann so geäussert, hätte es einen Skandal gegeben. «Der hätte vielleicht sogar seinen Job verloren.» Von Politikerinnen erwarte sie, dass sie sich seriös verhalten, so Terchoun. 

«Auf dem Platz sind wir eine Einheit»

Die Verwendung solcher Stereotype werfe den Frauenfussball in seinen Bemühungen, ernst genommen zu werden, um Jahrzehnte zurück. «Es ging nicht mehr um den Fussball, sondern um Frauen, die auf Frauen stehen.» Grundsätzlich sollten, so Terchoun, alle die Möglichkeit haben, zu leben wie sie wollen. Das Privatleben solle dabei keine Rolle spielen. 

Auf dem Platz, so Terchoun, spiele die sexuelle Orientierung keine Rolle. «Auf dem Platz sind wir eine Einheit und daneben macht jede, was sie will.» Terchoun betonte: Sie sei mit ihrem Missbehagen über die Aussagen nicht alleine. Sie habe bei einigen Kolleginnen nachgefragt, die auf Frauen stehen. «Die Reaktionen waren eigentlich überall gleich.»

Für die EM im Sommer ist Terchoun positiv eingestellt. «Wir haben eine Gruppe, die machbar ist.» Das Team habe in diesem Jahr viel geschafft. «Ich finde, wir dürfen selbstbewusst sein.» Terchoun hofft auf ein grosses Fussballfest. 

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