Für jeden Fünften ist unterschiedliche Haltung ein Trennungsgrund
Für Junge zählt die Politik im Bett

Sag mir, wie du wählst – und ich liebe dich nicht mehr? Offenbar in den Schweizer Beziehungen gar nicht so abwegig. Denn für jeden fünfte Stimmbürger ist eine unterschiedliche Gesinnung ein Trennungsgrund.
Publiziert: 04.10.2019 um 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2019 um 11:15 Uhr
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Liebe über Parteigrenzen: Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli und SP-Nationalrätin Min Li Marti.
Foto: Philippe Rossier
Cinzia Venafro

Achtung, der 20. Oktober könnte ihre Beziehung gefährden! Zu diesem Schluss kommt eine neuem repräsentative Studie. Denn Politik und die Liebe – das geht nicht ohne einander.

«Wer einen Kurswechsel in seiner politischen Gesinnung vollzieht und anders wählt als bis anhin, riskiert unter Umständen seine Beziehung», schreibt die Partnervermittlungsbörse Parship, die anlässlich der National- und Ständeratswahlen vom 20. Oktober den Schweizer unter die Bettdecke – und ins Wahlcouvert – geschaut hat.

Jüngere wollen Gleichgesinnte daten

Auffallend: Jüngeren ist es wichtiger, dass der Schatz gleich wählt wie sie. Jeder Fünfte zwischen 18 und 49 Jahren würde seinen Partner sogar verlassen, wenn dieser statt SVP plötzlich die Grünen – oder statt SP plötzlich die GLP – wählen würde. «22 Prozent aller Befragten geben an, dass eine unterschiedliche politische Haltung ein Trennungsgrund wäre», heisst es in der Studie.

Mit der Toleranz haben es die Jüngere nicht so. «Je jünger die Befragten, umso häufiger wollen sie wissen, welche politische Partei ihr Partner, ihre Partnerin wählt», schreiben die Studienautoren.

Bei den älteren Semestern ist es dann nicht mehr so entscheidend: Nur zehn Prozent der über 50-Jährigen würden ihre Partnerschaft hinterfragen, wenn man sich politisch in die Haare gerät.

Unpolitisch sein macht unsexy

Mit dem Klassenfeind ins Bett? Nein, dem Reiz des Gegensatzes verfallen Schweizer Singles nicht. Aber aufgepasst: Sich so gar nicht mit Politik beschäftigen, ist nicht angesagt, wenn man sich verlieben will: Denn für mehr als ein Drittel der Schweizer ist es wichtig, dass sich ein potenzieller Partner für Politik interessiert.

Deutschschweizer sind mit 38 Prozent stärker darauf erpicht als Westschweizer (26 Prozent), einen politisch interessierten Partner zu haben. Am politisch engstirnigsten sind die Zürcher: 59 Prozent der Bewohner der grössten Stadt der Schweiz möchten mit dem Partner über Politik diskutieren können und mehr als die Hälfte legt grossen Wert auf eine ähnliche politische Haltung.

Unpolitisch daten ist in der Bundeshauptstadt zudem nicht angesagt. 40 Prozent der Berner legen Wert auf einen politisch interessierten Partner. Anders im Mittelland: Weder Klassenfeind noch -freund will man dort im Bett. Mit 54 Prozent wünschen sie sich am häufigsten einen unpolitischen Partner.

In Zürich liebt man so, wie man wählt

Eine ähnliche politische Haltung ist den Deutschschweizern deutlich wichtiger als den Romands. So ist es mit dem Wahlgeheimnis in Zürcher Betten nicht weit her: Jeder zweite Zürcher möchte wissen, welche Partei der Partner wählt. Jeder Fünfte verlangt sogar, dass der Schatz dieselben Leute nach Bern schickt. Wer sich mit dem Liebsten über Politik zoffen will, sollte besser in der Romandie leben – dort ist man in Sachen Gesinnung toleranter. 

Sein Kreuzchen beim politischen Gegner machen, nur um den Schatz gut zu stimmen? Das geht den Schweizern zu weit! Dem Partner zuliebe eine andere Partei wählen würden lediglich 14 Prozent der Befragten.

Romands sind die radikalsten

Und auch ennet dem Röstigraben schätzelt es sich am besten, wenn man das Wahlcouvert erst gar nicht öffnet: «In Genf haben zwar zahlreiche internationale Organisationen ihren Sitz, interessanterweise erwarten aber Genferinnen und Genfer mit nur 15 Prozent nicht nur innerhalb der Westschweiz, sondern auch schweizweit am wenigsten politisches Interesse vom Partner», so die Studienautoren.

Fast die Hälfte der Genfer bevorzugt sogar gänzlich unpolitische Partner. Wenn dann aber politisch, dann sind Genfer Paarungswillige am radikalsten: «Genfer finden es am häufigsten von allen Romands wichtig, dass der Partner, die Partnerin die gleiche Partei wählt», so die Studienautoren.

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Anmerkung:
Die Studie wurde vom 5. bis 10. Juli 2019 vom digitalen Markt- und Meinungsforscher Unternehmen marketagent.com durchgeführt. Befragt wurden 500 Frauen und 500 Männer im Alter von 18 bis 69 Jahren in der Schweiz (Westschweiz, Raum Zürich, Raum Bern, Ostschweiz, Mittelland, Zentralschweiz, Nordwestschweiz und Graubünden).

National- und Ständeratsratswahlen 2019

Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.

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Für die Ständeratswahlen sind die Kantone zuständig. Bei den Nationalratswahlen arbeiten Bund, Kantone und Gemeinden eng zusammen.

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