Frauen in der Armee: Teil 1 - Hauptmann Kathrin Loppacher (26)
«Mir wurden Affären angedichtet»

Frauen erobern die Männerbastion der Schweizer Armee. In einer sechsteiligen Serie porträtiert der BLICK Frauen, die im Militär ihren Mann stehen.
Publiziert: 26.11.2013 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:25 Uhr
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«Mein Vater war Berufsoffizier, Uniformen immer ein Teil meines Lebens.»
Foto: Stefano Schröter

Andere Mädchen schwärmen in diesem Alter für Boygroups und Schauspieler. Kathrin Loppacher entschied sich mit 12 Jahren, ins Militär zu gehen. «Als Bürger hat man nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten», sagt sie. «Deshalb war für mich klar, dass ich mich in der Armee engagieren wollte.»

Die Liebe zum Militär hat die heute 26-Jährige in den Genen: Ihr Vater war Berufsoffizier in der Schweizer Armee, lebte und arbeitete mit seiner Familie unter anderem im Nato-Hauptquartier im belgischen Mons. «Uniformen waren immer ein Teil meines Lebens», sagt Kathrin Loppacher.

Heute trägt sie selbst Uniform. Loppacher ist Presse- und Kommunikationsoffizier und arbeitet in einer Kommunikationsagentur in St. Gallen, unter anderem für die Schweizerische Offiziersgesellschaft. Sie hat gelernt, eine Krawatte zu binden und sich in der Männerwelt der Armee durchgesetzt. «Ich habe meine Entscheidung nie bereut.»

Männerbastion Militär: Rund 180 000 Angehörige zählte die Schweizer Armee am 1. März 2013. Davon waren gerade einmal 1048 Frauen. Zur Winter-Rekrutenschule rückten Ende Oktober fast 8000 Männer an – und nur 40 Frauen. Soldatinnen sind noch immer Exoten in der Armee.

Doch die Zahl der Frauen im Militär steigt kontinuierlich – und damit die Zahl derer, die in der Männerwelt Karriere machen. So wie Kathrin Loppacher. «In der Rekrutenschule war ich die einzige Frau unter 120 Männern», sagt sie. «Das war wirklich eine harte Schule.»

Sieben Wochen lang quälte sich Loppacher durch das harte Programm: Wenig Schlaf, grosse Anstrengungen, dazu die Ausbildung an der Waffe. «Mein erster Marsch war psychologisch gesehen der schlimmste. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt», erinnert sich Loppacher. «Ich habe immer wieder ans Aufhören gedacht.»

Dazu kam das Verhalten der Männer: «Sie haben nicht verstanden, warum ich mir das antue.» Es habe Wetten gegeben, wer sie als Erster ins Bett bekomme. «Mir wurden auch Affären angedichtet. Aber nach zwei Wochen war den Männern klar, dass das mit mir nicht funktioniert.»

Kathrin Loppacher sagt, sie habe sich in der Rekrutenschule eine dicke Haut zugelegt – und fast alles über Männer gelernt. «Mein Bild von ihnen hat sich komplett geändert. Sie tratschen und lästern genauso wie es Frauen nachgesagt wird!»

Heute habe sie keine Probleme mehr mit den Kameraden: «Wenn sie sehen, dass du dich einsetzt, keine Sonderbehandlung willst und gute Arbeit leistest, spielt das Geschlecht keine Rolle mehr.»

Nach der Rekrutenschule besuchte Loppacher die Anwärterschule, dann die Offiziersschule. Immer als einzige Frau. Auch jetzt will sie weitermachen.

«Frauen sind engagierter in der Armee als viele Männer – sie melden sich schliesslich auch freiwillig.» Eine Kluft gebe es nicht mehr zwischen den Geschlechtern. «Im Gegenteil: Das Klima ist angenehmer, wenn es auch Frauen hat. Das sagen selbst die Männer.»

Ihre Familie und ihr Freund stehen voll hinter ihrem Engagement. «Mittlerweile ist das Militär zu einem Hobby geworden», sagt Loppacher.  Sie wisse jetzt: «Die sicherste Armee ist die in den Händen des Volkes – und damit meine ich in denen von Männern und Frauen!»

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