Als Français fédéral – als «Bundesfranzösisch» – wird in der Westschweiz abwertend ein Französisch bezeichnet, das erkennbar deutschschweizerisch geprägt ist. Bundesrat Johann Schneider-Ammann (65) ist in Augen der Romands ein Meister dieses Fachs.
Die Fernsehsendung «Quotidien» (TMC, TF1) hat den Schweizer Wirtschaftsminister mittlerweile abonniert. Er sei der «ausdrucksstarkste Mann der Schweiz». Nach der verunglückten Ansprache zum «Tag der Kranken» nimmt ihn der bekannte Fernseh-Journalist Yann Barthès immer mal wieder auf die Schippe, wie «Swissinfo» entdeckte.
So auch mit Auszügen aus einer Fernsehaufzeichnung vom WEF. Schneider-Ammann nimmt darin Stellung zu Vorwürfen des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, die Schweiz würde in den Verhandlungen mit der EU Rosinen picken. «Cherry picking» nennt es Macron auf Englisch.
Schneider-Ammann verhaspelt sich
Schneider-Ammann kontert gegen das «cherry picking». Er wollte – äh – erst «contester» (widersprechen), dann – äh – «protester» (Unschuld beteuern, protestieren).
Im Interview gibt der Wirtschaftsminister auch ein Gespräch mit dem damaligen Arbeitsminister und heutigen Amtskollegen Michel Sapin wieder. Thema war die Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative. Sapin habe ihn angerufen und gefragt, was er nun mit seinen Grenzgängern mache. «Ich habe ihm gesagt, das sind nicht deine Grenzgänger. Das sind unsere. Du profitierst auch davon.»
Der Blamierte freut sich auf die Retourkutsche
Bundesrat Johann Schneider-Ammann nimmt es locker. Über seinen Sprecher Erik Reumann lässt er ausrichten, dass es doch schön sein, wenn die Franzosen auch noch etwas zu lachen hätten. «Im Übrigen können sich die Schweizerinnen und Schweizer auf den amüsanten Tag freuen, wenn ausländische Regierungsmitglieder ihre Interessen auf Schwyzertütsch verteidigen werden.» Es bleibe dabei: La Suisse d’abord – die Schweiz zuerst!» (awi)