Franz Steineggers Sohn Matthias will nach Bern
«Am Küchentisch wurde selten politisiert»

Sein Vater Franz prägte als FDP-Parteipräsident jahrzehntelang die Schweizer Politik. Jetzt will Matthias Steinegger (43) in den Nationalrat einziehen.
Publiziert: 29.07.2019 um 09:10 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:08 Uhr
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Matthias Steinegger. Sein Nachname ist eng mit dem Schweizer Freisinn verbunden.
Foto: Keystone
Interview: Cinzia Venafro

Herr Steinegger, Sie führen eine FDP-Dynastie fort. War es immer klar, dass Sie in der gleichen Partei wie Ihr Vater sein möchten?
Ich glaube, man kann in unserem Fall kaum von einer Dynastie sprechen. Ich wäre ja nach einer erfolgreichen Wahl in den Nationalrat erst der zweite Urner Steinegger in diesem Amt und dies nicht lückenlos, wie das in der Regel bei Dynastien der Fall sein müsste. Mein Vater hatte bis anhin bereits zwei Nachfolger ohne den Namen Steinegger in der grossen Kammer. Das liberale Gedankengut in unserer Familie ist wirklich tief verankert, da gebe ich ihnen recht. Den Entscheid, der FDP beizutreten, habe ich aber natürlich selber gefällt. Soweit ich mich erinnern kann, war das etwa Anfang 20. Ich habe damals das Amt als Rechnungsrevisor der FDP Flüelen übernommen.

Inwiefern wurde bei Ihnen zu Hause am Küchentisch politisiert?
Neben meinem Vater waren auch Brüder von mir in der Politik engagiert. Mein ältester Bruder war ebenfalls Landrat wie ich, und zwei weitere Brüder waren im Gemeinderat. Somit war die Politik immer ein Bestandteil in unserer Familie. Am Küchentisch jedoch wurde selten politisiert. Dort drehten sich die Gespräche eher um familiäre Geschehnisse und private Angelegenheiten.

In welchen Momenten ist Ihr Name in der Politik eine Bürde?
In wenigen. Im Kanton Uri ist es nicht unbedingt von Wichtigkeit, wer man ist, sondern was man tut! Lediglich in besonderen Fällen wie bei einer Kandidatur erregt man vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit, wenn man bereits einen bekannteren Namen trägt. Der Name Steinegger bringt aufgrund der tollen Arbeit meines Vaters in der Vergangenheit meistens positive Emotionen mit sich. Somit kann von Bürde kaum die Rede sein.

Polit-Dynastien scheinen in der Schweiz unüblich. Bei genauerem Hinschauen gibt es sie aber in allen Landesteilen. Wann profitierten Sie ganz konkret davon?
Ich kann mich noch an einen bestimmten Fall erinnern. Ich habe in einer grossen bekannten Unternehmung in Uri meine Lehre absolviert. Dort versäumte ich es, eine Woche Skiferien über Ostern mit meinem Vater frühzeitig bei meinem direkten Vorgesetzten bewilligen zu lassen. Einen Tag vor der Abreise wurde mir dieses Versäumnis bewusst und meldete dies meinem Vorgesetzten. Wäre mein Vater in dieser Zeit nicht im Verwaltungsrat dieser Firma tätig gewesen, wäre ich wohl kaum am Folgetag in die Skiferien ins Wallis gereist.

Welchen Tipp hat Ihr Vater Ihnen für die Nationalratskandidatur gegeben? 
Er hat mir geraten, meine Kandidatur nicht vor meinen Sommerferien mit meiner Familie bekannt zu geben, damit ich meine Ferien noch ohne Telefonstress in vollen Zügen geniessen könne. Weiter hat mich mein Vater gelehrt, vor einem wichtigen Entscheid wie einer Kandidatur in diesem Fall, eine genaue und seriöse Lagebeurteilung durchzuführen. Dies, meine ich, habe ich auch ohne direkte Aufforderung meines Vaters getan. Ob die Analyse richtig gemacht wurde, werden wir dann im Oktober sehen.

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