Frankreich-Abenteuer kostet Post wohl 65 Millionen Franken
Riesenverlust beim Carpostal-Verkauf!

Postauto hat nach dem Subventions-Bschiss seine französisches Tochterfirma Carpostal verkaufen können. Der Verlust: 19 Millionen Franken – sagt die Post. Doch der gelbe Riese macht nur die halbe Rechnung.
Publiziert: 08.10.2019 um 12:38 Uhr
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Der Verkauf der Postauto-Tochter Car Postal kostet statt 19 Millionen wohl deutlich mehr.
Foto: STEFAN BOHRER
Tobias Bruggmann

Der typische Postauto-Sound ist zumindest in Frankreich schon bald Geschichte. Postauto hat ihre französische Tochterfirma Carpostal France verkauft. Der Verlust betrage «voraussichtlich rund 19 Millionen Franken auf den Buchwerten und aus der Währungsumrechnung 14 Millionen Franken», hiess es von der Post. 

Doch eine neue Rechnung von «Le Matin Dimanche» kommt zu einem anderen Resultat: Insgesamt 65 Millionen Franken Verlust resultiert für die Post aus dem Frankreich-Abenteuer, vor dem verschiedene Parlamentarier jahrelang warnten – das aber die einstige Post- und Verkehrsministerin Doris Leuthard (56, CV) stets verteidigte.

Rechtsstreit und Abschreibungen

Die endgültige Rechnung ist lang: Zu den 19 Millionen kommen nicht nur die 14 Millionen Franken Fremdwährungskosten dazu. Sieben Millionen hat zudem auch ein Rechtsstreit mit drei französischen Verkehrsgesellschaften gekostet, die Carpostal des unlauteren Wettbewerbs beschuldigt hatten. Zwischen 2010 und 2012 mussten obendrein noch Forderungen im Wert von 25 Millionen Franken abgeschrieben werden. 

Doch selbst die 65 Millionen sind noch nicht in Stein gemeisselt. Denn Ende 2017 schätzte die Post den Wert von Carpostal noch auf 124 Millionen Franken. Beim Verkauf wurde der Wert der Postauto-Tochter auf 102 Millionen abgeschrieben. So kämen also noch einmal 22 Millionen dazu.

So oder so ist das für die Post viel Geld. Im vergangenen Jahr betrug der Gewinn des gelben Riesen nur noch 400 Millionen Franken. 

Post bedauert

FDP-Nationalrat Oliver Feller (45) ist entsetzt: «Eins ist klar: Jemand muss das bezahlen!» Entweder würden die Verluste von Postauto finanziert, «also von öffentlichen Subventionen» oder von einer anderen Abteilung. «Dann leidet aber der Service public», ist Feller überzeugt. In der nächsten Session will er einen Vorstoss einreichen. «Die Post war schon immer ziemlich undurchsichtig. Das muss sich jetzt ändern.» Er hofft auf die neue SP-Postministerin Simonetta Sommaruga (59), die im Departement aufräumen soll.

Für SP-Nationalrat Thomas Hardegger (63) war schon vorher klar, dass die Beträge höher sind als kommuniziert. «Da wurden ja auch in der Anfangsphase einige kurlige Anschubfinanzierungen getätigt.» Er verweist auf die Geschäftsprüfungskommission, die einen Bericht ausarbeiten. «Die Kosten muss der Konzern übernehmen – aber sicher nicht zulasten des Regionalverkehrs.» Hardegger hofft auch auf die laufende Fedpol-Untersuchung. «Vielleicht sind auch Schadensersatzforderungen gegen einzelne Manager möglich.»

«Die Post bedauert, dass die ehemaligen Manager sehr riskante Entscheidungen getroffen haben», sagte François Furer, Mediensprecher der Post, zu «Le Matin Dimanche». «Sie haben die Herausforderungen beim Einstieg in diesen Markt vielleicht unterschätzt.» Die verantwortlichen Mitarbeiter würden aber nicht mehr für Carpostal arbeiten.

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