Darum gehts
- Post wirbt für Online-Casino auf Quittungen
- Zahl der Spielsüchtigen hat sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt
- SP-Nationalrat Ueli Schmezer möchte jetzt dagegen vorgehen und verlangt vom Bundesrat, Farbe zu bekennen
Kaum jemand schaut bei dieser Werbung genau hin. Und doch ist sie jetzt sogar in der Politik ein Thema. Es geht um Werbeflächen auf einer Quittung. Die Post wirbt auf ihren Kassenzetteln für «Jackpots.ch», ein Schweizer Online-Casino. Damit wird eine Diskussion losgetreten, ob sich diese Werbung beim Bundesbetrieb mit nationalen Kampagnen gegen Spielsucht vereinen lassen.
SP-Nationalrat Ueli Schmezer (63) stellt nun im Parlament die Frage, ob solche Werbung auch künftig noch erlaubt sein soll. Er sieht durch die Online-Casinos eine zunehmende Gefahr für die Gesellschaft. «Wir müssen mehr über die sozialen Schäden sprechen, welche verursacht werden. Es ist desaströs, für Familien, für Rentner, für junge Menschen», sagt der Berner zu Blick. Deswegen sei das, was die Post mache, gefährlich. Mit der Casino-Werbung auf der Quittung «fixt man die Postkundschaft an».
2023 zeigte sich auch der Bund besorgt, weil die Zahl der Spielsüchtigen sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt hatte. Besonders junge Menschen sind von der Suchtgefahr im Online-Glücksspiel betroffen. Deshalb haben Bund und Kantone zusammengespannt und eine nationale Präventionskampagne gestartet.
«Keine Einschränkungen bei der Werbung»
Ist es da nicht merkwürdig, wenn die Post für Casinos wirbt? Post-Sprecherin Silvana Grellmann sagt, dass die Postfilialen zum öffentlichen Raum gehören. «Wir dürfen keine Einschränkungen bei der Werbung machen, da wir sonst gegen die Gleichbehandlungspflicht verstossen.»
Und auch vonseiten des Werbetreibenden bewege sich alles im Rahmen des Erlaubten. Der Betreiber von «Jackpots.ch», das Grand Casino Baden, sei sich der «Verantwortung im Bereich Spielerschutz bewusst». Bei der Werbung halte man sich an die bereits strengen Vorgaben. Die Richtlinien werden also scheinbar alle erfüllt.
Auch für Schmezer ist klar, dass die Werbung auf dem Post-Zettel rechtlich erlaubt ist. Das bedeute aber nicht, dass die Regeln deswegen gut oder ausreichend sind. Im Gegenteil: «Die heutigen Regelungen lösen die Probleme nicht. Wir müssen die Gesetze so anpassen, dass solche Werbung nicht mehr möglich ist.»
Schmezer geht noch weiter: Online-Casinos haben aus seiner Sicht zu viele schädliche Folgen. «Wir müssen diskutieren, ob man Online-Casinos verbieten soll», sagt der Berner Neo-Nationalrat.
Vergleichsfall bei der SBB
Wird Schmezers Vorstoss beim Bundesrat einen Stein ins Rollen bringen? 2020 gab es einen ähnlichen Fall. In SBB-Zügen tauchte Werbung für Casinos auf. Damals richtete sich SP-Nationalrätin Barbara Gysi (60, SG) mit der Frage an den Bundesrat, wie dieser die Casino-Werbung eines öffentlich-rechtlichen Unternehmens beurteile. Der Bundesrat war der Auffassung, dass «sich die SBB im gesetzlich festgelegten Rahmen bewegt» und sah keinen Interventionsbedarf.
«Ich kann mir vorstellen, dass die Bevölkerung mittlerweile sensibilisierter ist für die Thematik. Der gesellschaftliche Druck ist gestiegen», sagt Ueli Schmezer. Jedenfalls werde er gemeinsam mit seinen Mitunterzeichnenden Nik Gugger (54) und Marc Jost (51) die Antworten ganz genau studieren, um dann das weitere Vorgehen zu planen.