Finanzkontroll-Chef mit Monster-April-Scherz
Der grösste Witzbold von Bundesbern

Eine Spionagekommission, die im Geheimen Kunstschätze erwirbt. Ein Gewinn des Bundes von 17 Milliarden Franken. Schätze, die in einem Atom-Versuchslager gebunkert wurden. Die Eidgenössische Finanzkontrolle wollte Journalisten reinlegen – mit Erfolg.
Publiziert: 01.04.2016 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 08:39 Uhr
Michel Huissoud, Chef der knochentrockenen Finanzkontrolle, hat Journalisten reingelegt – auf eigene Kosten, wie er sagt.
Christof Vuille

Es ist die Polit-Story des Jahrzehnts: Seit 1953 konnte der Bund dank eines koordinierten Vorgehens des «Bundesamts für Kunst und Kultur» und der «Schweizerischen Spionagekommission» Kunst im Wert von 17,5 Milliarden Franken anhäufen. Und das alles zum Schnäppchenpreis von 273 Millionen Franken.

Das teilte die Eidgenössische Finanzkontrolle gestern mit – die Informationen durften aber erst heute an die Öffentlichkeit. Weil das bei der hochseriösen EFK Usus ist, dürfte mancher Journalist auf den April-Scherz reingefallen sein.

Und das, obwohl die Mitteilung surreal anmutet. So sei die geheime Kunstbeschaffung durch die «Interdepartementale Steuergruppe für den geheimen Erwerb von Kunstwerken für die Bundeskunstsammlung», kurz «IDS-GEKB» wahrgenommen worden.

18-Meter-Koons als «Prunkstück»

Zwar «müsse» die EFK das Geschäft wegen seiner Intransparenz kritisieren, doch der finanzielle Erfolg zeuge von der «Kreativität der Bundesämter». Prunkstück der Sammlung sei die berühmte Pop-Art-Skulptur «Naked Gotthardo» von Jeff Koons. Dabei handle es sich um eine 18 Meter hohe Skupltur, die fast 400 Millionen Franken wert sei.

«Erstaunlich» seien dabei die «unzureichenden Schutzvorkehrungen». Das Werk sei «nur mit einem einfachen Vorhängeschloss» an einen Betonpfeiler gekettet gewesen. Viele andere Kunstschätze seien ausserdem im Versuchsatomkraftwerk in Lucens (VD) gelagert gewesen.

Bei der Finanzkontrolle ist Humor Chefsache

Die absurde Geschichte hat in Schweizer Redaktionen jedenfalls für Lacher und offenbar auch peinliche Momente gesorgt. Denn der Scherz habe gut funktioniert, grinst EFK-Direktor Michel Huissoud: «Jedenfalls haben uns zahlreiche Journalisten um Auskunft zum Kunstskandal gebeten.»

Die EFK habe mit dem Scherz dazu beitragen wollen, «dass der Humor mal wieder für einen Tag Vorrang hat», sagt er. Dabei habe vielleicht eine Rolle gespielt, dass er Romand sei, sagt Huissoud. «In der Westschweiz lieben wir den ersten April, die Zeitungen sind jeweils voller Falschmeldungen. Ich finde das lustig.»

Von sich aus fügt er an: «Um es klarzustellen: Die Aktion hat den Steuerzahler keinen Rappen gekostet.» Zwar habe man die Übersetzungsarbeiten ins Deutsche, Italienische und sogar Englische professionell erstellen lassen. Die Kosten dafür hätten aber er selbst und seine Mitarbeiter aus der eigenen Tasche bezahlt.

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