Jetzt redet Petra Gössi
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Nach Rücktritt:Jetzt redet Petra Gössi

FDP-Gössi zum Rücktritt als Parteichefin
«Natürlich bin ich enttäuscht vom Abstimmungsresultat»

Die freisinnige Präsidentin Petra Gössi erklärt, weshalb sie zwei Jahre vor den Parlamentswahlen das Steuer aus der Hand gibt. Trotz der zeitlichen Nähe: Ihr Ausstieg habe nichts damit zu tun, dass die FDP ihrem Ökokurs bei der CO₂-Abstimmung nur halbherzig folgte.
Publiziert: 14.06.2021 um 15:19 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2021 um 18:44 Uhr
Petra Gössi bei ihrer Wahl an die Spitze der FDP als Nachfolgerin von Philipp Müller (r.).
Foto: Keystone
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Pascal Tischhauser (Text) und Pascal Scheiber (Kamera)

Blick: Frau Gössi, Sie treten überraschend zurück. Sind Sie derart enttäuscht über das Nein zum CO₂-Gesetz und das Verhalten Ihrer Partei?
Petra Gössi:
Nein, das hat überhaupt keinen Zusammenhang mit dem Abstimmungsresultat. Es war eine Behördenvorlage, ein Kompromiss des Parlaments. Es war weder ein Gössi- noch ein FDP-Gesetz. Sondern eine ganz normale Volksabstimmung. Ich hatte meinen Rücktrittsentscheid schon vorher gefällt. Aber ich wollte diesen nicht mitten im Abstimmungskampf kommunizieren. Man verlässt das Kampffeld nicht, bevor der Kampf ausgefochten ist. Darum habe ich den Entscheid heute kommuniziert.

Sie wissen selber, dass das nicht glaubwürdig klingt. Ihre Partei hat das Gesetz massgeblich mitgeprägt. War es doch die Enttäuschung?
Nein, der Grund ist nicht die Enttäuschung. Aber natürlich bin ich enttäuscht vom Resultat. Ich hatte mich für das Gesetz eingesetzt. Ein Entscheid, ob man das Parteipräsidium in weitere Hände geben will oder nicht, hängt aber vor allem mit persönlichen Plänen zusammen.

Wie meinen Sie das?
Ich bin über ein halbes Jahrzehnt im Amt. Ich habe intensiv Zeit aufgewendet für die Parteipolitik. Ich habe meine berufliche Karriere fast nicht mehr weiterverfolgen können. Und ich bin jetzt 45. Ich habe immer gesagt, ich will nicht in die Situation kommen, dass ich gewählt werden muss, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als Parteipräsidentin hätte ich meine berufliche Laufbahn ausserhalb der Politik nicht ernsthaft weiterverfolgen können.

Aber warum jetzt?
Ich musste diesen Schritt mitten in der Legislatur machen. Sonst wäre es zu spät gewesen. So hat meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger aber Zeit, die Partei so aufzustellen, dass es optimal ist, um gemeinsam in die Wahlen zu gehen.

Was ist denn das für ein Karriereschritt, den Sie machen möchten?
Das wird sich zeigen. Das ist noch nicht geplant. Wichtig ist mir aber, dass ich mich auf meine Laufbahn stärker konzentrieren kann. Mit einem Amt wie dem Parteipräsidium wäre das einfach sehr, sehr schwierig. Denn das ist weit mehr als ein 100-Prozent-Job.

Anders gefragt: Schon im Dezember 2018 als das CO₂-Gesetz im ersten Anlauf im Parlament scheiterte, hat es sich gezeigt, dass Ihnen die FDP auf dem Ökokurs nicht ganz folgt. Waren es solche Vorkommnisse, wegen derer Sie sich gesagt haben: «Ich bin vielleicht nicht mehr die Richtige»?
Nein, das ist sicher nicht der Grund. Wir haben unsere Umweltstrategie vor zwei Jahren diskutiert. Diese ist von über 80 Prozent der FDP-Delegierten gutgeheissen worden. Eine stärkere Unterstützung hätten wir uns nicht erträumen können. Und dann kam die Diskussion ums CO₂-Gesetz. Auch dieses ist von unseren Delegierten letztlich mit rund 80 Prozent Zustimmung gutgeheissen worden. Von 22 Sektion standen nur drei nicht voll dahinter. Aber es ist uns im jetzigen Abstimmungskampf wahrscheinlich nicht gelungen, die schwierigen Instrumente des Gesetzes genügend gut zu erklären. Die Leute müssen verstehen, worum es geht. Mit der Ausrichtung der FDP hat das alles nichts zu tun.

Schwyzerin tritt ab

Die 45-jährige Schwyzer Juristin Petra Gössi, die am Montag ihren Rücktritt von der Spitze der FDP bekannt gegeben hat, hatte das Präsidentenamt seit 2016 inne. Die Nachfolgerin des Aargauers Philipp Müller (68) als Chefin der Freisinnigen sitzt seit 2011 im Nationalrat. (pt)

Die 45-jährige Schwyzer Juristin Petra Gössi, die am Montag ihren Rücktritt von der Spitze der FDP bekannt gegeben hat, hatte das Präsidentenamt seit 2016 inne. Die Nachfolgerin des Aargauers Philipp Müller (68) als Chefin der Freisinnigen sitzt seit 2011 im Nationalrat. (pt)

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Was für eine Nachfolgerin, was für einen Nachfolger braucht es an der Spitze der FDP?
Das ist an der Partei, das zu bestimmen. Und es ist dann an den Delegierten, die Person zu wählen. Es ist nicht an mir, jetzt etwas vorzuspuren.

Wie organisiert man die Suche für Ihre Nachfolge? Gibt es eine Findungskommission?
Ja, es wird eine Findungskommission eingesetzt. Dann können sich Interessierte bis am 15. August melden. Darauf werden die Kandidatinnen und Kandidaten geprüft und von den Kantonalpräsidentinnen und -präsidenten angehört. Und dann wäre es das Ziel, dass die Delegierten im Oktober die Nachfolge bestimmen.

Jetzt überlassen Sie Ihre Partei Mitgliedern wie Christian Wasserfallen und anderen Personen, die in Umweltfragen nicht auf Ihrem Kurs sind. Haben Sie da kein schlechtes Gewissen?
Jede ist ersetzbar. Entscheidend wird sein, wer sich auch zur Verfügung stellt. Dann kann man die Diskussionen zur Ausrichtung führen. Ich halte nichts von Menschen, die das Gefühl haben, sie seien unersetzbar. Die Politik lebt von der Ideenvielfalt und den Diskussionen. Und genau in einer solchen Diskussionsphase befinden wir uns. Ich bin stolz auf die FDP, dass wir solche Diskussionen führen können.

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