Normalerweise fliegt sie im Cockpit eines F/A-18-Jets durch die Luft. Nun steht Fanny Chollet (29), genannt «Shotty», an der Seite von Verteidigungsministerin Viola Amherd (58) für die Beschaffung neuer Kampfjets im Einsatz. Die erste und einzige Pilotin der Schweizer Luftwaffe soll bereits diesen Freitag bei der Eröffnung des Abstimmungskampfs vor die Medien treten.
Die Gegner neuer Kampfjets wittern hinter der Auswahl einen PR-Trick: «Die Taktik des Verteidigungsdepartements ist clever. Es präsentiert die einzige weibliche Pilotin als Aushängeschild für seine Kampfjet-Kampagne», sagt SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf (51) zu «20 Minuten». Das sei alles andere als repräsentativ für die männerdominierte Luftwaffe.
Amherds Strategie sei durchsichtig: «Das Verteidigungsdepartement will so offensichtlich bei Frauen Sympathien für die Kampfjets schaffen. Man braucht die junge Pilotin lediglich als sympathische Werbeträgerin.» Davon liessen sich die Frauen jedoch nicht beeinflussen, ist Seiler Graf überzeugt.
Frauenstimmen entscheidend
Die Stimmen der Frauen werden in Hinblick auf die Kampfjet-Abstimmung im September hart umkämpft sein. Vor sechs Jahren trugen sie massgeblich dazu bei, dass der Gripen an der Urne abstürzte. Pilot Martin H., der 2014 an der Seite des damaligen Verteidigungsministers Ueli Maurer (69) für den Gripen geworben hatte, steht inzwischen wegen des Absturzes einer F/A-18 unter Anklage.
Thierry Burkart (44), FDP-Ständerat und Präsident der Pro-Kampagne, macht keinen Hehl daraus, dass man die Frauen im aktuellen Abstimmungskampf gezielt ansprechen will. Für Seiler Grafs Vorwurf hat er hingegen null Verständnis: «Offenbar sprechen die Linken einer Frau ab, eigenständig über einen Auftritt zu entscheiden, wenn dieser nicht in ihr Weltbild passt.» Feminismus sei offensichtlich nur dann ein Thema, «wenn es den Sozis dient».
Pilotin auf Abstimmunsplakat
Ähnlich äussert sich Stefan Holenstein, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft: «Wir sind stolz auf unsere erste Kampfjetpilotin. Da ist es doch legitim, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir im Militär fähige Frauen haben.» Es sei allerdings nicht die Absicht, dass Pilotin Chollet im Abstimmungskampf an vorderster Front kämpfe.
Erst vor wenigen Tagen präsentierten die Kampfjet-Befürworter um Burkart und Holenstein ihre Abstimmungsplakate. Auch auf diesem sucht man vergeblich nach testosterongeladenen Soldaten. Schliesslich handle es sich beim Ersatz alter Flugzeuge nicht um eine Geschlechterfrage, sagt Burkart. In der Mitte des Bildes ist vielmehr eine Militärpilotin abgebildet – im Stil einer Comic-Figur. Dabei handle es sich aber nicht um Fanny Chollet, versichert er. (til)
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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