Die Lage an der Grenze zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen ist explosiv. Seit Wochen bombardieren die Saudis Stellungen der Huthi-Rebellen. Erst gestern Dienstag kam es zu einem intensiven Artilleriegefecht mit mehreren Toten.
Die neutrale Schweiz hat reagiert – und die Lieferung von Rüstungsgütern an das Königreich gestoppt. Noch im ersten Quartal dieses Jahres exportierte die Eidgenossenschaft Material für 1,2 Millionen Franken, vor allem Ersatzteile. Einer der grössten Schweizer Posten der saudischen Streitkräfte sind Panzer, die auf dem Piranha der Firma Mowag basieren.
Dutzende solcher Fahrzeuge sind in Aufnahmen des saudischen TV-Senders Almnatiq zu sehen. Beim Konvoi handelt es sich wohl um Einheiten der Nationalgarde. Gemäss Videobeschreibung zeigen sie die Ankunft in Najran an der Grenze zum Jemen. Die Soldaten salutieren und jubeln in die Kamera – Propaganda für das absolutistische Regime.
Die Panzer stammen nicht aus Schweizer Produktion. Direkt aus der Eidgenossenschaft wurden lediglich knapp 30 Piranha-Schützenpanzer geliefert, wie Simon Plüss, Leiter der Rüstungskontrolle beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), sagt. Anfang der 90er-Jahre bestellten die Saudis rund 1000 Exemplare bei der Firma Mowag in Kreuzlingen. Die allermeisten wurden via Lizenzvereinbarung aus Kanada geliefert, weil der Bundesrat den Export stoppte. Die Mowag kassierte Gebühren.
Ob und wo diese im aktuellen Konflikt im Einsatz sind, ist unklar. Jedoch meldeten Medien gestern weitere Bewegungen von Panzern an die Grenze zum Jemen. Bei den Fahrzeugen im Video handelt es sich gemäss Seco um den Typ Light Armoured Vehicle LAV II, hergestellt in den USA. Diese sind eine verbreitete Variante des Schweizer Piranhas. Mowag gehört mittlerweile zum amerikanischen Rüstungskonzern General Dynamics, der den Panzer herstellt.
Für die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee sind solche Bilder ein Skandal. «Wieder einmal beteiligen wir uns indirekt an einem Krieg, obwohl wir nach aussen vorgeben, neutral zu sein», sagt Sekretär Lewin Lempert. Für ihn zeigt der aktuelle Konflikt die Problematik von Waffenexporten: «Kriegsgerät, das wir heute in sogenanntsichere Staaten liefern, kann auch Jahre später noch töten.» Immerhin: Für die nächsten Tage soll eine Feuerpause gelten. Was danach passiert, weiss auch der Experte nicht.