Ex-Juso-Chef David Roth zur «Überwindung des Kapitalismus»
«Es war ein Fehler»

Gehört die Überwindung des Kapitalismus ins SP-Parteiprogramm? Diese Frage hätte die Partei 2010 beinahe zerrissen. Nun hat ein glühender Befürworter von damals das Lager gewechselt.
Publiziert: 15.04.2016 um 17:58 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:10 Uhr
«Eine leere Provokation»: David Roth, Ex-Juso-Chef und Luzerner Kantonsrat, über die SP-Forderung nach einer Überwindung des Kapitalismus.
Foto: Sobli
Christoph Lenz

Morgen Samstag versammelt sich die SP in La Chaux-de-Fonds, um ein neues Europa-Positionspapier zu verabschieden. Für angeregte Diskussionen dürfte aber ein anderes Ereignis sorgen. 

Ausgerechnet Ex-Juso-Chef David Roth äusserte kürzlich harte Kritik daran, dass das SP-Parteiprogramm weiterhin eine Überwindung des Kapitalismus fordert. Es sei «ein Fehler» gewesen, diese Formulierung 2010 ins Programm zu setzen, so Roth in einem Referat vor SP-Jungpolitikern.

Zur Erinnerung: An der Kapitalismus-Frage entzündeten sich vor sechs Jahren heftige Konflikte in der Partei. Angeführt von kämpferischen Jungsozialisten setzte sich die Parteilinke durch. Bis heute erntet die SP dafür Spott und Unverständnis.

Roth: «Eine leere Provokation»

Wie viele andere habe auch er den Entscheid 2010 gefeiert, so Roth. Doch heute sehe die Bilanz schlecht aus: «Die Aussage hat die Sozialdemokratie nicht verändert, nicht einmal uns hat sie verändert. Sie ist eine leere Provokation.» Auf Nachfrage von BLICK begründet Roth seine Kritik damit, dass die Forderung niemanden gezwungen habe, sich mit einer alternativen Wirtschaft auseinanderzusetzen. 

Roth will allerdings keine Streichung der ominösen Forderung beantragen. «Es braucht keine inhaltlichen Änderungen und schon gar keine parteiinternen Debatten. Wir sollten unsere Kräfte stattdessen auf den täglichen politischen Kampf für konkrete Projekte konzentrieren.»

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