Fertig Corona-Massnahmen! Seit heute Freitag sind auch die letzten Überbleibsel der Pandemie-Massnahmen Geschichte. Das gilt allerdings nur für Schweizer und Schweizerinnen – an der Grenze gibt es nämlich durchaus noch Corona-Regeln.
Wer aus einem Land kommt, das auf der Risikoliste des Staatsekretariats für Migration (SEM) steht, muss zwingend geimpft oder genesen sein. Eine Impfung darf zudem nicht älter als 270 Tage sein.
Gegenüber Blick begründet das SEM die Regelung damit, dass sich die Schweiz an der EU orientiert, um nicht deren Regeln zu unterwandern. So stehen auf der Risikoliste denn auch sogenannte Drittstaaten, also Länder ausserhalb des Schengen-Raums. Dazu gehören auch Indien oder die USA.
Post für Berset und Keller-Sutter
Allerdings: Inzwischen nehmen es diverse europäische Länder lockerer. Italien, Österreich oder Frankreich etwa erlauben die Einreise mit negativem Testresultat, Ungarn hat die Restriktionen gleich ganz aufgehoben.
Den Touristikern stösst das sauer auf, denn als Reisedestination hat die Schweiz dadurch Nachteile. Diese Kritik hat nun auch den Bundesrat erreicht: «Wir haben uns am Freitag per Brief an die Bundesräte Karin Keller-Sutter und Alain Berset gewandt», sagt Jacqueline de Quattro (61), FDP-Nationalrätin und Vorstandsmitglied des Schweizer Tourismusverbands zu Blick.
«Wir erwarten vom Bundesrat, dass er die Einreiseregeln anpasst», so de Quattro. Wie in anderen Schengen-Ländern auch sollen die 3G-Regeln zur Anwendung kommen, dass die Einreise mit negativem Test möglich ist. Neben dem Tourismusverband stehen auch Gastrosuisse, Hotelleriesuisse oder der Verband öffentlicher Verkehr hinter der Forderung.
Zeit drängt
Ein grosses Problem sei auch die 270-Tage-Frist, ist aus der Branche zu hören, denn so manche Gäste wären vielleicht geimpft, aber eben vor zu langer Zeit. Die strengeren Regeln seien für die Branche ein Wettbewerbsnachteil gegenüber den Nachbarländern, hielt Martin Nydegger (51), Direktor von Schweiz Tourismus, beim Blick-Format «Hier fragt die Chefin» am Donnerstag fest. Zudem dränge die Zeit: «Die Hochsaison der indischen Gäste ist im April und Mai.»
Trotzdem gab sich Nydegger gelassen: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das in den nächsten Wochen lösen können.» Bislang Sei die Branche im Verlauf der Pandemie beim Bundesrat «immer auf offene Ohren gestossen».
Behörden bleiben stur
Nach offenen Ohren klingt es beim SEM allerdings nicht. Die EU-Regeln seien klar und verbindlich, und die Schweiz halte sich daran, hält ein Sprecher fest. «Wenn sich einzelne europäische Staaten darum foutieren, ist das ihr autonomer Entscheid.» Die Schweiz werde aber «nicht dazu beitragen, dass Schengen zu einem Flickenteppich wird, was die Einreisebeschränkungen betrifft.
Die Behörden würden die Situation aber fortlaufend beobachten, so der Sprecher weiter. «Wir werden die Einreisemodalitäten anpassen, sobald dies möglich ist.»