«Es drohen Liquiditätsengpässe»
Medbase-Chef warnt vor teuren Hürden bei neuem Arzt-Tarif

Medbase-Chef Marcel Napierala warnt vor grossen Herausforderungen bei der Einführung des neuen Tarifsystems Tardoc. Er kritisiert die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens als «prähistorisch» und sieht Risiken wie Liquiditätsengpässe und Tarifkürzungen.
Publiziert: 07:25 Uhr
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Aktualisiert: 08:06 Uhr
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Ein Arzt untersucht einen Patienten in der Medbase-Klinik in Abtwil. (Archivbild)
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Darum gehts

  • Medbase-Chef warnt vor Herausforderungen bei Tardoc-Einführung und Digitalisierung
  • Radiologen könnten durch Tardoc-Einführung bis zu 20 Prozent Einbussen erleiden
  • Medbase betreibt 70 Praxen, erzielte 2024 1,3 Milliarden Franken Umsatz
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Medbase-Chef Marcel Napierala hat vor grossen Herausforderungen bei der Einführung des neuen Tarifsystems Tardoc gewarnt. In einem am Montag in den CH-Media-Zeitungen veröffentlichten Interview sprach er von einer «Herkules-Aufgabe».

Napierala kritisierte, das Schweizer Gesundheitswesen sei bei der Digitalisierung noch im «prähistorischen Stadium». Einzelne Spitäler stellten sich gar darauf ein, bis zu sechs Monate keine Rechnungen schreiben zu können. «Dort drohen Liquiditätsengpässe. Das ist nicht gut», sagte er.

Die gesamte Branche müsse «mit Vollgas simulieren und Leute schulen», um den Tarif korrekt anwenden und abrechnen zu können, sagte er.

Für Hausärzte werde Tardoc zwar Mehreinnahmen bringen, allerdings nicht im erhofften Umfang. Bei Radiologen rechnet der Medbase-Chef hingegen mit deutlichen Einbussen: «Wir erwarten Tarifkürzungen zwischen 15 und 20 Prozent. Das ist massiv.» Mehr Effizienz sei in diesem Bereich kaum möglich, «und wir können nicht einfach mehr Leute durch die Röhren lassen. Das wäre auch aus medizinischen Überlegungen nicht richtig.»

Der Manager warnt zudem vor Fehlentwicklungen in der ambulanten Medizin. Die Schweiz müsse verhindern, «dass wir mit den politischen Massnahmen nicht deutsche Verhältnisse schaffen». Dort erhielten nur Zusatzversicherte schnellen Zugang zu Ärzten, während Kassenpatienten lange warten müssten.

Medbase betreibt laut Napierala knapp 70 Gruppenpraxen, vier Radiologie-Standorte und erzielte 2024 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken. Das Unternehmen gehört zur Migros-Gruppe, beschäftigt 4300 Personen und versorgt 260'000 Patientinnen und Patienten in alternativen Versicherungsmodellen.

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