Sechs Tage lang hat der Nationalrat im Bundeshaus über die Energie-Zukunft der Schweiz debattiert (im BLICK). Jetzt meldet sich die Credit Suisse zu Wort. Und zerpflückt die Energiewende von Bundesrätin Doris Leuthard (51) – mit ungewohnt scharfen Worten.
Die Energiewende sei «ein unausgereifter Plan», schreiben CS-Analysten in der Publikation «Monitor Schweiz». «Es droht ein Scherbenhaufen», heisst es. «Die Ziele der Strategie sind sehr ambitiös», sagt Autorin Sara Carnazzi. Sie greife aber zu kurz. Marktmechanismen würden genauso ignoriert wie der steigende Stromverbrauch.
Die Energiestrategie 2050 strebt eine möglichst grosse Unabhängigkeit vom Ausland an. Laut CS der falsche Ansatz. «Die Schweiz ist stark vernetzt. Wir sind keineswegs autark. Vor allem im Winter sind wir auf Stromimporte angewiesen», sagt Carnazzi. Der Stromhandel habe einen grossen Nutzen für die Schweizer Volkswirtschaft.
Die CS fordert eine bessere Integration im europäischen Stromnetz. «Muss die Schweiz unbedingt den ganzen Bedarf an erneuerbarem Strom selber abdecken?», fragt Carnazzi. In Europa gebe es bessere Standorte – für die Windkraft etwa an der Nordsee, für Sonnenenergie in Spanien. Die Schweiz dürfe deshalb den Anschluss an ein europäisches Hochleistungsnetz nicht verpassen.
Die CS zweifelt daran, dass die Konsumenten bereit sind für die Energiewende. Nur jeder Dritte wolle sein Verhalten ändern, um Energie zu sparen. Ein Fünftel interessiere sich überhaupt nicht für Energiefragen. Und nur jeder vierte Haushalt und zehn Prozent der Firmen seien heute bereit, teuren Ökostrom zu kaufen. «Ökostrom ist kein Verkaufsschlager», sagt Carnazzi.
Von staatlichen Zuschüssen für Strom hält die Bank wenig. «Vor dem Hintergrund eines Überangebotes in Europa sind Subventionen ökonomisch wenig sinnvoll. Den Preis zahlen die Konsumenten», so Carnazzi. Sie hält Lenkungsabgaben für die bessere und effizientere Alternative.