Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher will für die SVP in den Nationalrat
«Ich zahle 37 Millionen Franken Steuern»

Die Tochter von Christoph Blocher will für die SVP Graubünden in den Nationalrat. Magdalena Martullo-Blocher über Flüchtlinge, ihr Einkommen und Wahlkampf.
Publiziert: 11.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:36 Uhr
Mit Mitarbeitern im Ems-Werk Domat/Ems: Magdalena Martullo-Blocher.
Foto: Toini Lindroos
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Interview: Peter Hossli

Frau Martullo, kandidieren Sie demnächst für den chinesischen Volkskongress?
Magdalena Martullo-Blocher: Oh nein! Warum sollte ich?

Ihr Konzern in Domat/Ems ist Legitimation für ihre Bündner Nationalratskandidatur. Und China ist für die EMS wichtiger als Chur.
In China verkaufen wir die Produkte, die wir in Domat/Ems produzieren. Hier haben wir Produktion, Forschung und Entwicklung. Der Standort ist für uns deshalb sehr wichtig. Deshalb bauen wir ihn jetzt auch weiter aus.

Wieso kandidieren Sie für Graubünden für den Nationalrat?
Weil ich hier geschäftlich und privat sehr verbunden bin und ich mich in Bern für eine bessere Politik einsetzen möchte.

Es gibt den Grundsatz, dass man dort politisch aktiv ist, wo man Steuern zahlt. Sie zahlen in Zürich.
Ich bin mit der EMS-CHEMIE der grösste Steuerzahler Graubündens. Worauf wollen Sie hinaus?

Sie wollen Vertreterin eines Volkes werden, dem Sie nicht angehören.
Das sagen Sie. Ich setze mich als grösster Arbeitgeber und grösster Lehrlingsausbildner schon seit mehr als 10 Jahren für Graubünden ein. Im Herzen gehöre ich dazu.

Ihr Mann erwirbt derzeit den Bündner Jagdschein. Um näher beim Volk zu sein?
Wohl eher näher bei den Tieren... Unser Ferienhaus in der schönen Lenzerheide liegt in einem tierreichen Jagdgebiet. Als Jäger pflegt man auch das Gebiet und «hegt» das Wild. Eine schöne Aufgabe.

Wie viele der drei Bündner Amtssprachen sprechen Sie?
Alle, die ich in Bern brauche.

Und Rätoromanisch?
Verstehe ich mehr oder weniger, spreche es aber leider nicht. Ich hatte noch nie ein Problem im rätoromanischen Gebiet mit der Kommunikation. Soviel ich weiss, kann man in Bern auch ohne Rätoromanisch viel erreichen.

Als Nationalrätin setzen Sie sich viel mehr öffentlicher Kritik aus. Sie müssen nun transparenter werden. Warum tun Sie sich das an?
Ja, so ein Interview wie das, macht wirklich nicht viel Spass. Unsere Familie und unsere Firma standen schon immer in öffentlichem Interesse.  Wir sind sowieso transparent. Wir haben nichts zu verbergen.

Dann testen wir Ihre Transparenz. Wie viel haben Sie letztes Jahr verdient?
Das sehen Sie im Geschäftsbericht. Etwa eine Million Franken.

Wie viel Steuern haben Sie persönlich letztes Jahr bezahlt?
Mit EMS und der Aktienbeteiligung rund 37 Mio. Franken. Mehr als die Hälfte davon in Graubünden.

Verzichten Sie auf das Nationalratsgehalt, wenn Sie gewählt werden?
Gut möglich. Im Moment gibt es wohl wichtigere Themen als das. Ich bin ja noch nicht einmal gewählt.

Wie viel Geld geben Sie für den Wahlkampf aus?
In Graubünden wählt man Personen die man kennt, persönlich – nicht aus den Medien. Ich suche deshalb möglichst viele persönliche Kontakte, gehe in die Täler und die Dörfer und höre mir an, wo der Schuh drückt. Das macht mir grosse Freude und ist in einem so vielfältigen Kanton auch sehr interessant.

Das grosse Thema der Schweiz sind die Flüchtlinge, die über das Meer kommen. Wie gehen Sie es an?
Die Schweiz muss an die UNO appellieren. Mir schwebt eine entmilitarisierte Zone vor, wo man diese Hälfte afrikanischer Flüchtlinge, die nur aus wirtschaftlichen Interessen kommt, gleich wieder zurückschickt und dann für die echten Flüchtlinge eine gute Lösung findet.

Sie begrüssten die Aufhebung des Mindestkurses zum Euro…
…begrüsst ist übertrieben, aber ich finde den Entscheid richtig.

… jetzt wollen Sie in einem Tourismuskanton Nationalrätin werden. Der leidet unter dem SNB-Entscheid.
Gleichwohl kann die Nationalbank nicht eine künstliche Währung erhalten.

Der Bündner Tourismus darbt. Wie wollen Sie ihn ankurbeln?
Der tiefere Euro macht die Schweiz für Touristen teurer. Das trifft Graubünden. Zum Glück gibt es aber trotzdem Touristen, die sich Ferien in Graubünden leisten  können. So zum Beispiel auch Individualtouristen aus China.

Das brennende Thema ist Griechenland. Was soll passieren – weitere Unterstützung oder ein Grexit?
Griechenland kann seine Schulden nicht bezahlen, weil es mehr ausgibt als es einnimmt. Man müsste die Schulden abschreiben. Das Land muss wieder selber Verantwortung übernehmen, sich reformieren und das geht mit einer eigenen Währung.

Also wäre der Grexit besser?
Klar. Das weiss auch jeder. Die EU will das einfach nicht zugeben. So wird immer wieder mehr Geld zur Verfügung gestellt. Wir werden wohl noch lange von Griechenland hören…

Sie kritisieren den Staat, das Parlament in Bern – und wollen doch dazugehören. Ein Widerspruch?
Nein, ich will die Bundespolitik verbessern. Deshalb kandidiere ich für Graubünden, die Schweiz und unsere Zukunft.

Sie tönen, als wäre das für Sie ein Opfer.
Nein, der Kontakt mit den Bündner Bürgern und mich für sie einzusetzen ist phantastisch! Aber die Parlamentsarbeit in Bern und die Nerven, sich mit Berufspolitikern herumzuschlagen, die oft etwas ganz anderes im Kopf haben als der Wohlstand unseres Landes – da gibt es sicher Angenehmeres.

Warum machen Sie es trotzdem?
So etwas Wichtiges darf man nicht einfach anderen – Berufspolitikern – überlassen. Auch Unternehmer gehören dazu. Natürlich kann ich auch im Falle einer Wahl nicht alles von heute auf morgen ändern, aber ich werde versuchen, Verbesserungen zu erwirken.

Twittern Sie?
Nein, dazu habe ich keine Zeit.

Auf Twitter existiert ein Parodie-Konto, das sich über Sie lustig macht. Stört Sie das?
Es ist für mich und meine Arbeit bei EMS oder in der Politik nicht wichtig.

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