Einwanderungs-Initiative - St. Martin GR: 100% Ja
Hier leben die extremsten Schweizer

In St. Martin GR stimmten 100% Ja. BLICK besucht die krasseste Gemeinde des Landes.
Publiziert: 11.02.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:33 Uhr
«Viele Ausländer sind Sozialschmarotzer.» Gemeindearbeiter Ruedi Giger (60)
Foto: Remy Steinegger
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Von Myrte Müller

Das Bauerndorf St. Martin  liegt nahe bei Vals GR.  36 Einwohner verteilen sich auf sieben Weiler und 3000 Hektar Land. Ausländer verirren sich selten hierher.

Seit Sonntag ist St. Martin eine kleine Berühmtheit. Das Dorf stimmte geschlossen für die Masseneinwanderungs-Initiative. Mit 100 Prozent Ja-Stimmen! Von 22 Stimmberechtigten gingen zwölf an die Urne. Die restlichen sind entweder zu alt oder fieberten am Fernseher mit den Schweizer Olympioniken. Tatsächlich lebt eine Ausländerin in St. Martin: Die slowakische Zeitungsausträgerin. Sie zog im Dezember in den Ort – die erste Fremde seit Jahren.

Ein eisiger Wind pfeift durch die Höfe des Weilers Mont, als Gemeindepräsident Maurus Baumgartner (55) gestern BLICK empfängt. Der Landwirt ist leidenschaftlicher Züchter von Urschweizer Kühen der Rasse Walliser Evolène. «Ausländisches Vieh kommt mir nicht in den Stall», sagt Baumgartner. Zum Wahlergebnis hat er eine klare Meinung: «Wir sind keine Rassisten. Wer ehrlich arbeiten will, der ist bei uns willkommen. Ich habe ja auch nichts gegen unsere Zeitungsausträgerin.» Im Sommer, sagt Baumgartner, helfe ihm auch mal ein Pole beim Heuen. Doch wenn ein Kosovare in die Schweiz komme, bringe er gleich sieben Familienangehörige mit. «Da haben doch lieber wir die Kontrolle über die Einwanderung.»

Gemeindearbeiter Ruedi Giger (60) teilt diese Ansicht: «Es gibt gute Schweizer und es gibt gute Ausländer.» Doch zu viele davon vertrage die Schweiz nicht. Auf dem Berg lebten die Leute von der Hand in den Mund, müssten pickeln und schuften. «Viele Ausländer aber sind Sozialschmarotzer», ist Giger überzeugt. Auch Rentnerin Ivonne Witschi (63) machte ihre Erfahrungen: «Ich war Verkäuferin im Detailhandel und wurde mit sechzig entlassen. Es hiess, ich sei zu alt», erzählt sie. «Dabei hätte ich so gerne bis 64 weitergearbeitet. Aber die Ausländer, die nehmen sie.»

Landwirt Karl Broger (55) ist stolzer Vater von zehn Kindern. Er findet: «Die Ausländer denken doch, die Schweiz sei das Paradies. Sie nehmen alle unsere Sozialleistungen in Anspruch, rennen zum Arzt und belasten unsere Krankenkassen. Wir dürfen die steigenden Kassenbeiträge schultern, und in der Stadt nehmen sie unseren Kindern die Jobs weg.» In St. Martin ist die Sache klar.

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