«Eine Frage der Betreuungsqualität»
Unia plant Kampagne gegen Kita-Praktika

Die Nachwuchsabteilung der Gewerkschaft will die Ausbeutung von Kita-Praktikantinnen zum nationalen Thema machen. Mehrkosten soll der Steuerzahler übernehmen.
Publiziert: 05.05.2017 um 19:09 Uhr
|
Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:46 Uhr
Unia-Sekretärin Lena Frank stellt die Qualität der Betreuung in Frage: «Praktikantinnen können unmöglich dieselbe Leistung erbringen wie ausgebildete Fachkräfte.»
Christof Vuille

Wer in einer Kindertagesstätte (Kita) eine Berufslehre absolvieren will, kommt kaum um ein Praktikum herum. Das hat nach entsprechenden BLICK-Berichten heftige Diskussionen ausgelöst.

Einerseits kommt es vor, dass vor allem junge Mädchen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Andererseits würde ein Quasiverbot von Praktika, wie der Bund es anstrebt, die Betreuungskosten deutlich ansteigen lassen.

Untergräbt Schweizer Berufsbildungssystem

Dies wiederum stellt die allseits geforderte Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Frage. Der Gewerkschaft Unia ist das erst mal egal. Deren Jugendkonferenz wird am Samstag wohl eine gross angelegte Kampagne gegen Kita-Praktika lancieren.

In Kindertagesstätten arbeiten viele Praktikantinnen, um später eine Lehre zu absolvieren. Doch nicht für alle gibt es einen Ausbildungsplatz.
Foto: Keystone

Lena Frank, die nationale Jugendsekretärin der Unia, sagt: «Die heutige Praxis untergräbt das System der dualen Berufsbildung.» Es stelle sich auch die Frage der Betreuungsqualität: «Praktikantinnen können unmöglich dieselbe Leistung erbringen wie ausgebildete Fachkräfte.»

«Ausbeuterisches» System

Im Sommer will die Gewerkschaft an Berufsschulen eine grosse Umfrage zum Thema Praktika durchführen, «um das Ausmass der Problematik noch besser erfassen zu können». 

Schon jetzt ist für Frank aber klar, dass das heutige System «ausbeuterisch» ist. Wer für die hohen und durch ein Praktikaverbot wohl steigenden Betreuungskosten aufkommen soll, ist für die Bernerin bereits jetzt klar: der Steuerzahler. «Die Kosten müssen stärker von der öffentlichen Hand getragen werden», erklärt sie. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?