Economiesuisse fordert Steuerabzug statt Subventionen
Streit um Krippenkosten

Der Wirtschaftsverband lobbyiert im Parlament gegen die staatliche Vergünstigung von Krippenplätzen. Statt Subventionen will er einen Steuerabzug.
Publiziert: 22.03.2017 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:31 Uhr
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Subventionen oder Steuerabzüge? Diesen Kindern dürfte die Art der Krippenförderung egal sein.
Foto: Keystone
Sermîn Faki

BLICK deckte es in den letzten Tagen auf: Jungen Müttern wird der Wiedereinstieg in den Beruf schwergemacht. Dabei sind sich alle einig, dass es im Arbeitsmarkt mehr und in höheren Pensen arbeitende Frauen braucht.

Ausgerechnet Economiesuisse sieht das anders. Der Wirtschaftsdachverband lobbyiert gegen Finanzhilfen für externe Kinderbetreuung. Letzten Freitag schickte er allen Mitgliedern der nationalrätlichen Bildungskommission ein Mail. Die Kommission berät ab morgen über neue Finanzhilfen für die externe Kinderbetreuung.

Nein zu Krippen-Unterstützung

Der Bund will Kantonen und Gemeinden 100 Millionen Franken geben, wenn diese ihre Krippen- und Kita-Plätze vergünstigen. Wenn die Betreuungskosten nicht mehr einen grossen Teil des Lohns auffressen, würden mehr Frauen wieder arbeiten, so die Hoffnung. Die Wirtschaft käme so zu den dringend benötigten Fachkräften.

Economiesuisse ist dennoch «integral» dagegen, wie aus dem Mail, das BLICK vorliegt, hervorgeht. Auch eine Anschubfinanzierung für Tagesschulen lehnt der Verband ab. Dabei hatte Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt noch vor zehn Monaten mehr Betreuungsplätze für ältere Kinder gefordert.

«Selbst eine Idee entwickeln»

«Nicht Ideen torpedieren»: SP-Politiker Matthias Aebischer.
Foto: GAETAN BALLY

«Als Dachverband sollte Economiesuisse dafür kämpfen, dass es der Schweizer Wirtschaft gut geht», wundert sich SP-Bildungspolitiker Matthias Aebischer (BE). «Bezahlbare Krippenplätze müssten daher in seinem ureigensten Interesse sein.» Dass sich der Verband nun aktiv dagegen stelle, verstehe er nicht. «Statt Ideen zu torpedieren, wie man mehr Fachkräfte gewinnen kann, sollte der Verband vielleicht selbst welche entwickeln. Doch da kam bis jetzt nichts», ätzt er.

Steuerabzüge seien besser

Economiesuisse-Frau Sandra Spieser hält dagegen: «Wir wollen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern», sagt die Finanzexpertin. «Doch Familienpolitik ist Sache der Kantone. Der Bund sollte sich da heraushalten.» Die Wirtschaft habe einen besseren Vorschlag: Statt Subventionen soll man die Betreuungskosten von den Steuern absetzen können. Das schaffe für Frauen grössere Anreize.

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