Sie gilt als eiserne Lady, legt Gegner mit Können auf den Boden – zumindest auf der Judomatte. Die am Wochenende ins Bundesratsrennen gestiegene Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro (57) hat den schwarzen Gürtel in den asiatischen Kampfsportarten Judo und Ju-Jutsu. 2004 wurde die welsche Doppelbürgerin sogar Schweizer Meisterin im Ju-Jutsu und holte Bronze im Judo.
Aus der Waadt steht auch Isabelle Moret in den Startlöchern
Doch trotz Kampfeslust und -bereitschaft: Einfach wird es für die italienisch-schweizerische Doppelbürgerin nicht, am 20. September von der Vereinigten Bundesversammlung gewählt zu werden. Das grösste Hindernis heisst nach wie vor Ignazio Cassis (56). Schliesslich ist der Anspruch der italienischsprachigen Schweiz auf einen Regierungssitz im Rat unbestritten. Die FDP aber spricht vom «Anspruch eines Lateiners» – und macht so das Tor für die Westschweiz auf.
Quattros Problem in der Westschweiz: Die FDP Waadt hat mit der Nationalrätin Isabelle Moret (46) eine weitere Kandidatin, die sich eine offizielle Kandidatur «noch überlegt» – und derzeit ihre Chancen auf einen Bundesratssitz schweizweit bei FDPlern aussondiert. Dazu kommt Ständerat Olivier Français (FDP/VD). Er würde sich «sehr geehrt» fühlen, wenn man ihn anfragen würde, so der Waadtländer. Übersetzt heisst das: Er will aufs Ticket der Waadtländer FDP, die am 10. August ihre Kandidaten offiziell bekannt gibt.
Umweltengagement und Frauen-Solidarität könnten de Quattro helfen
Doch Judo-Champion de Quattro hat Asse im weissen Ärmel: Erstens ist die bekennende Feministin Wahlkandidatin vieler Frauen im Parlament. Zweitens hat sie sich mit ihrer harten Hand als Polizeidirektorin gegen Kleindealer ein Image als Law-and-Order-Politikerin geschaffen. Was der bürgerlichen Mehrheit im Rat gefällt. Und nicht zuletzt liebäugeln Umweltpolitiker mit de Quattro. Schliesslich hat sie sich als Staatsrätin für erneuerbare Energien starkgemacht, im Heimatkanton Wind- statt Atomstrom gefördert.