Diese Nationalrätinnen und Nationalräte schicken Rauchzeichen an die Lungenliga
Totales Rauchverbot? Nicht mit uns!

In vier Wochen stimmt die Schweiz über die Initiative «Schutz vor Passivrauchen» ab. Sie fordert ein totales Rauchverbot in Räumen – sogar in Einzelbüros. Bediente Fumoirs würden verboten. Parlamentarier jeder Couleur kämpfen mit unvernebelten Argumenten dagegen.
Publiziert: 25.08.2012 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:38 Uhr
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Christa Markwalder (FDP/BE): «Menschen nicht vor sich schützen»
Foto: Peter Gerber
Von Nico Menzato und Marcel Odermatt

Das sagen die Nationalrätinnen und Nationalräte:

Christa Markwalder (FDP/BE): «Die Rauchverbots-­Initiative ist unnötig und freiheitsfeindlich. Das bestehende Gesetz zum Schutz vor Passivrauchen genügt völlig. Menschen müssen nicht vor sich selbst geschützt werden. Sie sollen die Verantwortung für ihr Verhalten selber tragen. Wenn Rauchen ihr Leben genussvoller macht, sollen sie dies auch tun können, sofern andere nicht ­geschädigt oder gestört werden. Wirte und Hoteliers haben viel Geld in Fumoirs und neue Lüftungen investiert. Diese würden unfair bestraft.»

Alois Gmür (CVP/SZ): «Das Parlament hat 2010 einen vernünftigen Kompromiss erarbeitet. Das Gesetz garantiert den Schutz vor Passivrauchen und berücksichtigt die Bedürfnisse von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Föderalismus. Diesen Kompromiss will die Lungenliga partout nicht akzeptieren. Es geht ihr mit dem radikalen Rauchverbot nicht um den Schutz Dritter, sondern um den Schutz des Rauchers vor sich selbst. Das ist inakzeptabel! Die Schweizer sind mündig genug, selbst zu entscheiden. Es ist eine Salamitaktik: Schon bald kommt dann das Rauchverbot unter freiem Himmel. Es gibt zudem wirtschaftliche Gründe für ein Nein: Ich habe als Bierbrauer selber erfahren, dass das Rauchverbot Gift ist für einen funktionierenden Stamm­tisch. Wird es weiter verschärft, sterben noch mehr Beizen.»

Geri Müller (Grüne/AG): «Der geforderte Verfassungsartikel steht im Widerspruch mit der Präambel. Die Schweiz ist erfolgreich, weil sie gesellschaftsliberal und vielfältig organisiert ist. Für manche Menschen gehört zu einer guten Diskussion eine Zigarette. In meinem Büro darf geraucht werden – und bis heute haben sich darin Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen wohlgefühlt. Schliesslich sind wir frei genug, Lösungen zu finden. Der Wiener Philosoph Robert Pfaller bezeichnet solche Forderungen als Neid auf die Freiheit anderer.»

Nadja Pieren (SVP/BE): «An meinem Arbeitsplatz, einer Kindertagesstätte, ist Rauchen tabu. Schliesslich habe ich gegenüber den Kleinen eine Vorbildfunktion. Aber ich geniesse es, im Fumoir des OSO Burgdorf zu einem Bier eine Zigarette zu rauchen. Hier halten sich ja alle freiwillig auf und ich belästige niemanden. Die Initiative geht zu weit. Wir brauchen kein staatlich reglementiertes Privatleben. Zudem hat das Gastgewerbe in den letzten zwei Jahren teure Umbauten vorgenommen. Diese Investitionen sind bei einem Ja verloren.»

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