Die Winterthurer Stadträtin Yvonne Beutler (SP, 46) hat sich ihre Karriere offenbar steiler vorgestellt. Die Finanzvorsteherin, die im April überraschend ihren Rücktritt per Ende Oktober aus der Stadtregierung bekannt gab, hat sich bereits 2017 zahlreiche Polit-Webseiten gesichert.
Wie über die Stiftung SWITCH eingesehen werden kann, hat Beutler – nebst ihrer tatsächlichen Homepage «die-stadträtin.ch» – auch die Domains «die-regierungsrätin.ch», «die-nationalrätin.ch», «die-ständerätin.ch» oder, ganz unbescheiden, die Webseite «die-bundesraetin.ch» gekauft. Etwas voreilig dürfte auch die Reservation der Seite «die-stadtpräsidentin.ch» gewesen sein. Scheiterte Beutler doch erst vergangenes Jahr mit ihrer Kandidatur fürs Winterthurer Stadtpräsidium.
Regierungsrat Glarner?
Auf ihre ehrgeizigen Karrierepläne angesprochen, relativiert die SP-Politikerin. «Mir ging es lediglich darum, meine Idee zu schützen», so Beutler. Mit ihrer im Magazin-Stil daherkommenden Website «die-stadträtin.ch» habe sie etwas Einzigartiges schaffen wollen, das niemand kopieren könne. Sie könnte sich aber vorstellen, das Konzept zu teilen: «Falls zum Beispiel eine gute Freundin von mir in den Nationalrat gewählt würde, könnte sie das Label ‹Die-Nationalrätin› gerne übernehmen», so Beutler.
Die Winterthurerin ist mit ihrer Strategie längst nicht allein. Auch andere Politiker reservieren sich schon mal Webseiten auf Vorrat. So hat sich etwa der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner (57) kurzerhand die Domain «regierungsrat.ch» gekauft. Strebt der polarisierende SVPler insgeheim einen Sitz in der Aargauer Regierung an?
Auch Glarner verneint. «Ich bin schlicht ein Domain-Fan! Praktisch jede Woche kaufe ich eine bis zwei neue Seiten.» Hätte Glarner nicht einen Sondertarif ausgehandelt, könnte ihn sein Hobby teuer zu stehen kommen: Der Besitz einer Domain kostet je nach Anbieter zwischen zehn und 20 Franken jährlich.
«Sonst gebe ich die Seite wieder frei»
Das weiss auch die Berner Regierungsrätin Beatrice Simon (58). Sie hat sich die Seite «regierungsrätin.ch» dennoch bereits lange vor ihrer Wahl in die Berner Regierung gesichert. «Wenn man eine Webseite irgendwann verwenden möchte, muss man frühzeitig tätig werden», so Simon.
Wenig erstaunlich also, hat sich Simon – die am Sonntag den Sprung in den Ständerat schaffen will – die passende Seite schon mal reserviert. Gibt man «ständerätin.ch» im Browser ein, wird man automatisch auf Simons Website weitergeleitet. Ob es nicht etwas überheblich sei, die Seite bereits vor der Wahl zu kaufen? «Wissen Sie, sollte ich nicht gewählt werden, gebe ich die Seite einfach wieder frei», so Simon.