Die Wahlen in der grössten Schweizer Stadt in 5 Punkten
Wird Zürich noch linker?

Am 13. Februar finden in Zürich Gemeinde- und Stadtratswahlen statt. Während bei den Linken vor allem ein interner Konkurrenzkampf tobt, droht den Bürgerlichen wiedermal ein dunkler Sonntag.
Publiziert: 13.01.2022 um 17:20 Uhr
Die Grünen wollen in Zürich mit Klimaaktivist Dominik Waser einen dritten Stadtratssitz erobern.
Foto: Thomas Meier
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Eine Regierungspräsidentin ohne Konkurrenz, eine SVP in der Versenkung und eine Velopolitikerin auf der Überholspur: In Zürich kommt es am 13. Februar zum linken Showdown. Die 400'000-Einwohner-Stadt wählt Parlament und Regierung.

Kann Rot-Grün seine Macht weiter ausbauen? Oder schaffen es die Bürgerlichen, wieder etwas Boden im linken Zürich gutzumachen? Die spannendsten Fakten und Einschätzungen zur grössten Kommunalwahl der Schweiz – auch für Nicht-Zürcherinnen und -Zürcher – in fünf Punkten:

  • Klimaaktivist gegen Velopolitikerin: Sechs von neun Sitzen in der Stadtzürcher Regierung gehören den Linken – dabei dürfte es trotz des Rücktritts von Stadtrat Richard Wolff von der Alternativen Liste (AL) bleiben. Die Grünen schicken mit Dominik Waser (23) einen hungerstreikerprobten Klimaaktivisten ins Rennen, um einen dritten Stadtratssitz zu erobern. Die SP greifen den freiwerdenden Sitz mit Gemeinderätin Simone Brander (43) an, die Zürich zur Velostadt umbauen will. Trotz diversen Herausforderern von rechts dürften sie den Wahlkampf unter sich ausmachen. Ja, es ist sogar möglich, dass sie den Bürgerlichen einen weiteren Sitz abluchsen. Auch im Gemeinderat, dem Stadtparlament, könnten die Linken weiter an Stärke gewinnen.
  • Bürgerliche Zitterpartie: 32 Jahre ist es her, seit die SVP zuletzt in der Stadtzürcher Regierung vertreten war. Und auch im Gemeinderat musste die Partei vor vier Jahren Federn lassen. Dass die SVP dieses Mal den Einzug in die Regierung schafft, ist unwahrscheinlich. Äussert schwierig ist die Ausgangslage auch für die Mitte, die vor vier Jahren komplett abstürzte. Für sie wäre es schon ein Erfolg, die 5-Prozent-Hürde zu knacken und damit überhaupt wieder im 125-köpfigen Gemeinderat vertreten zu sein. Die FDP muss derweil um ihre beiden Sitze im Stadtrat zittern.
  • Sesselkleberin Mauch: Nichts zu befürchten hat Stadtpräsidentin Corine Mauch (61). 13 Jahre ist sie bereits im Amt –und auch ihre vierte Wiederwahl ist unbestritten. Von den etablierten Parteien wagt es niemand, die beliebte SP-Stadträtin herauszufordern. Mauch ist nicht die einzige Langzeit-Stadträtin: Daniel Leupi (56, Grüne) und André Odermatt (62, SP) sind beide bereits seit 12 Jahren im Amt.
  • Die queerste Regierung der Schweiz: Die Stadt Zürich könnte das blau-weisse Wappen durch einen Regenbogen ersetzen. Mit Corine Mauch, André Odermatt und Andreas Hauri (55) sind ein Drittel der Stadträtinnen und Stadträte homosexuell. Neu dürfte es noch mindestens eine Person mehr sein. Werden Simone Brander und Dominik Waser gar beide gewählt, wären die heterosexuellen Stadträtinnen und Stadträte neu sogar in der Minderheit.
  • Junge, Frauen und ein Bauer: Über 1000 Personen kandidieren für den Gemeinderat. Darunter sind viele Junge: Rund jede und jeder Sechste ist in den Neunzigern geboren oder später. Die jüngste Kandidatin wird erst diesen Monat 18 Jahre alt. Der Anteil Frauen unter den Kandidierenden ist mit 44 Prozent wieder etwas höher als bei den vergangenen Wahlen. Unter den Kandidierenden finden sich einige bekannte Gesichter. Die AL konnte Filmemacher Samir (66) als Stimmenmagnet gewinnen, für die Grünen kandidiert Autor und SonntagsBlick-Magazin-Kolumnist Thomas Meyer (48). Slampoet Etrit Hasler sass 16 Jahre im Stadtparlament von St. Gallen und tritt nun in Zürich an. Deutlich weniger gut vertreten als die Kunstschaffenden sind die Landwirte im Kandidatenfeld: Ein einziger der 1075 Kandidierenden ist von Beruf Bauer.

(lha)

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