Die Tricks der Spitäler
Patientenschützerin kritisiert Prämienerhöhung

Wieder sind die Krankenkassenprämien gestiegen, ganz zum Unwohl der Patientenschützerin Margrit Kessler. Nur ein Teil sei mit demographischem Wandel und medizinischem Fortschritt zu erklären. Schuld daran sei vor allem das falsche Finanzierungssystem.
Publiziert: 26.09.2016 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 15:56 Uhr
Margrit Kessler, Präsidentin des Patientenschutzes kritisiert die Erhöhung der Krankenkassenprämien
Foto: zvg

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) bezeichnet die Erhöhung als Versagen von Politik, Verwaltung und Leistungserbringer, welche griffige Massnahmen zum Kostensenken verhindern würden.

Die Regeln des Bundesamts für Gesundheit (BAG) würden Rekurse der Pharmaindustrie ermöglichen und damit Preiskorrekturen blockieren, teilte die Organisation am Montag mit. Mit diesen «versteckten Pharma-Subventionen» könnten gemäss SKS mehrere hundert Millionen Franken gespart werden.

Seit Jahren sei zudem klar, dass der Tarif für ambulante Leistungen TARMED nicht mehr zeitgemäss ist. Der letzte Revidierungsversuch sei diesen Sommer aufgrund der Verweigerung der Ärzteverbindung FMH gescheitert.

Auch Patientenschützerin kritisiert

In der Tarifstruktur sieht auch Margrit Kessler vom Patientenschutz den Hauptgrund für die Erhöhung der Prämien. «Das grosse Problem ist die Verschiebung von der stationären zur ambulante Behandlung», sagte Kessler auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Bei einer stationären Behandlung beteiligen sich die Kantone zu 55 Prozent an den Kosten, bei einer ambulanten Behandlung tragen die Krankenkassen die vollen Kosten.

Deshalb würden beispielsweise teure Medikamente erst bei Austritt aus dem Spital abgegeben, so Kessler. Sie möchte darum die Kantone auch bei einer ambulanten Behandlung zur Kasse bitten. «Dadurch würden sich die Prämien wieder senken», sagte sie.

Auch die Ärzteverbindung FMH hat diese Problematik erkannt und fordert eine einheitliche Finanzierung. FMH kritisiert zudem, dass Ärztinnen und Ärzte mit immer mehr administrativen Aufgaben belastet würden. Die Kosten würden am Schluss beim Patienten landen. Ein Teil der erhöhten Krankenkassenprämien sei aber auf die älter werdende Bevölkerung und den zunehmenden Behandlungsmöglichkeiten zurückzuführen.

Unterschiedliche Spitalfinanzierung

Das unterstreicht auch Dorit Djelid vom nationalen Spitalverband H+. Das Volumen des ambulanten Bereichs habe zwar zugenommen, dies sei aber auf das Bevölkerungswachstum und den demographischen Wandel zurück zu führen. Gemäss Djelid werden mit den ambulanten Behandlungen sogar Kosten gespart.

Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) zeigt sich indes skeptisch gegenüber den Forderungen zum Finanzierungssystem. «Für die GDK steht die Fianzierungsfrage nicht im Vordergrund, denn diese ändert grundsätzlich noch nichts an den entstehenden Kosten», sagte Stefan Leutwyler, stellvertrender Zentralsekretär der GDK.

Zentral sei, dass die Behandlungen auch da stattfinden, wo sie am effizientesten erbracht werden können und dass unnötige Behandlungskosten vermieden werden. Dazu sei in erster Linie bei den Anreizen für die Leistungserbringer anzusetzen.

Leutwyler erklärt sich ein Teil der Unterschiede in der Prämienentwicklung in den Kantonen mit der Angleichung der kantonalen Finanzierungsanteile in der Spitalfinanzierung. Per 2017 müssen alle Kantone 55 Prozent der stationären Spitalkosten übernehmen. «In jenen Kantonen, in welchen der mit Steuergeldern finanzierte Anteil per 2017 auf dieses Niveau angehoben wird, entlastet dies die Prämien», sagte Leutwyler. Natürlich sei dies aber nur einer der vielen verschiedenen Faktoren, welche die kantonalen Unterschiede erklären. (SDA)

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